Landeshauptstadt: Übermütige Kinder wieder auf sicherem Sitz
Die Restaurierung der Dachgauben an der Kuppel von Schloss Sanssouci soll Anfang Mai beendet sein
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Die Restaurierung der Dachgauben an der Kuppel von Schloss Sanssouci soll Anfang Mai beendet sein Sanssouci – Wie übermütige Kinder, die aufs Dach geklettert sind, wirken die fünf Puttos, mit denen der Bildhauer Friedrich Christian Glume (1714 - 1752) die Fenster in der Mittelkuppel des Schlosses Sanssouci geschmückt hat. Bis auf einen, der bereits 1974 durch eine Kopie ersetzt werden musste, haben die kleinen Gesellen den mehr als 250-jährigen Aufenthalt im Freien gut überstanden. Von ihrem luftigen Sitz, den mit schneckenförmigen Ornamenten und je einem Widderkopf verzierten Dachgauben, kann man das leider nicht sagen. Die Eisenanker, mit denen die Teile dieser Umrandungen zusammengehalten wurden, sind gerostet, Feuchtigkeit und Frost haben den Sandstein reißen lassen. Das hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten veranlasst, die Sanierung und Restaurierung der ersten Gaube in Auftrag zu geben. Als die Stahnsdorfer Steinmetze Melior & Partner die Teile abnahmen, zerfiel der etwa zwei Meter lange Schlusstein der Gaube in zahlreiche Stücke. „Wir standen wie vor einem Trümmerhaufen“, erklärt Firmenchef Heinz-Otto Melior. Doch das konnte die langjährig für die Stiftung tätigen Steinmetze nicht schrecken. Den Winter über restaurierten sie in ihrer Stahnsdorfer Werkstatt die Teile und fügten sie neu zusammen – nun mit nicht rostenden Ankern aus Edelstahl. Mit der Sandsteinrestaurierung war es aber nicht getan. Dachstuhl und Blechabdeckungen mussten in diesem Bereich repariert oder erneuert werden. Dies bedeutete, die Dachhaut zu öffnen: Eine durchaus brisante Aufgabe, denn unter der Kuppel liegt das „Allerheiligste“ von Sanssouci, der von Knobelsdorff 1746 prachtvoll gestaltete Marmorsaal. Er ist als Ort der Tafelrunde in die Geschichte eingegangen, zu der Friedrich der Große Freunde und erlauchte Geister seiner Zeit einlud. In diesen Saal durfte während der Dacharbeiten natürlich keineswegs Feuchtigkeit eindringen. Die Gaubenfenster sind übrigens dem Saal gegenüber abgeschirmt, sie tragen also nicht zu seiner Beleuchtung bei. Inzwischen wartet ein wegen des hohen Denkmalwertes des Rokokoschlosses nicht am Gebäude befestigtes Spezialgerüst an der Gartenseite darauf, dass die Gaube in luftiger Höhe wieder zusammengefügt wird. Der Natursteinexperte der Stiftung, Detlef Röper, und Bauleiter Demir Arslantepe rechnen für Anfang Mai mit dem Abschluss der Arbeiten; die Touristen werden mit Beginn der Hauptsaison also wieder ein gerüstfreies Schloss Sanssouci sehen. Bei der Restaurierung der einen Dachgaube kann es nicht bleiben. Die jetzigen Arbeiten sind ein Auftakt, um Erfahrungen für die Sanierung der übrigen vier zu gewinnen. Wann damit begonnen wird, steht noch nicht fest. Und auch nicht, mit welchen Überraschungen die Handwerker dann rechnen müssen. Bekanntlich war die Kuppel des Schlosses bei der Eroberung Potsdams Ende April 1945 durch sowjetische Artillerie beschossen worden – so wie alle hoch gelegenen Punkte, in denen Beobachter oder Geschützleitstellen der Wehrmacht vermutet werden konnten. In welcher Qualität danach die Reparaturen ausgeführt wurden, ist ungewiss. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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