Homepage: Überwältigendes Ergebnis
Die Universität Potsdam wählte gestern Sabine Kunst zu ihrer neuen Präsidentin
Stand:
Das war eindeutig. Alle elf Senatoren der Universität Potsdam stimmten gestern für die neue Präsidentin Prof. Sabine Kunst. Im ersten Wahlgang. So überwältigt, wie die Kandidatin aus Hannover von dem einstimmigen Ergebnis war, so erleichtert wirkten die Anwesenden im Senatssaal. Ist das Ergebnis doch eine klare Absage an das „Klein-aber fein“-Konzept des Mitbewerbers Prof. Roland Oberhänsli von der Uni Potsdam.
Konträrer hätten die beiden Kandidaten gar nicht sein können. Sabine Kunst hatte in ihrer Vorstellung angekündigt, bezüglich der Überlast von Studierenden an der Uni Verhandlungen mit dem Ministerium führen zu wollen. Der Mineraloge Prof. Oberhänsli hingegen hatte die Studierendenzahlen an der Uni drastisch senken wollen, um mehr Qualität in Forschung und Lehre zu sichern. Das hatte offensichtlich sogar bei den Naturwissenschaftlern unter den Senatoren eher Sorgen als Zustimmung hervorgerufen.
Nun also frischer Wind von außen. Die in Wesselburen (Schleswig-Holstein) geborene Sabine Kunst spricht, nachdem sie die Wahl gegenüber dem Senat angenommen hat, dann auch vom Segeln, von der Potsdamer Uni als einem gut aufgestellten Schiff, dass man nur noch besser in den Wind bringen müsse. „Um in eine positive Zukunft zu segeln“. So viel Zuversicht und Optimismus hat an der Potsdamer Uni schon lange niemand mehr ausgestrahlt. Dafür bekommt die sympathische 51-Jährige mit dem spitzbübischen Lächeln nach der Wahl Standing-Ovations. Auch der derzeitige Rektor Prof. Wolfgang Loschelder drückte ihr sein Vertrauen aus: Er wisse die Universität nach dem Ende seiner Amtszeit ab Januar 2007 in sicheren Händen.
Sabine Kunst steht, wie sie gestern versicherte, für Gleichberechtigung von Forschung und Lehre. Was die Vizepräsidentin für Lehre, Studium und Weiterbildung der Universität Hannover als Kandidatin so herausragend machte, war vor allem auch ihre Vielseitigkeit. Nach einer Doktorarbeit zur Industriewasserreinigung hatte die Biochemikerin eine zweite Doktorarbeit zu „Interdisziplinarität und Partikularismus“ nachgeschoben, bevor sie nach zahlreichen wissenschaftlichen Tätigkeiten – unter anderem in Südafrika und Bolivien – 1991 in Hannover Professorin am Fachbereich Bauingenieur und Vermessungswesen wurde.
Interdisziplinarität, Internationalisierung, Weiterbildung und Lehre sind Facetten, die in ihren Tätigkeiten immer wieder auftauchen. Kompetenzen, die man wohl im Senat der Potsdamer Uni zu schätzen wusste. Was sie noch stark von ihrem Potsdamer Konkurrenten Prof. Oberhänsli unterschied, war ihr klares Bekenntnis zum Präsidentenamt. Sie wolle die Forschungsarbeit zugunsten eines Hochschulmanagements ruhen lassen, hatte sie angekündigt. Das klang bei Oberhänsli, der von seinen geologischen Exkursionen berichtete, nicht so überzeugend. Am Wahltag weilte er in China, während die Kandidatin eigens aus Hannover nach Potsdam gekommen war. Ihr war mit jedem Satz anzumerken, dass sie dieses neue Amt auch wirklich ausfüllen will.
Sabine Kunst steht auch klar für eine Hochschule, die ihre Studierenden ernst nimmt. „Die Universität ist eine Einrichtung für Studierende“, sagte sie bei ihrer Vorstellung. Die Meinungen und Interessenlagen der Studierenden seien im Präsidium sehr wichtig, die Fachschaftsräte müssten mit einbezogen werden. Sabine Kunst will nach eigenen Worten einer mit Wissenschaft verknüpften Lehre die Priorität geben. Wobei die Universität nicht zu einer Fachhochschule werden dürfe. In fünf Jahren sieht sie die Potsdamer Uni als eine „klar erkennbare Alma Mater“, die Bildung weiter entwickelt und über eine funktionierende Vernetzung verfügt.
Zentral sei in den kommenden Jahren auch die Umstellung auf Bachelor-/Masterstudiengänge. Hier sei die Frage, wie sich Wissenschaft in die Lehre transportieren lasse. Sie sehe in der Reform auch die Gefahr sinkender Sozialverträglichkeit. „Dies muss man kritisch hinterfragen und gegebenenfalls auch ändern“, sagte sie.
Schon am Morgen vor der Wahl hatten an der Uni viele von einer neuen Präsidentin gesprochen. Das Ergebnis schien klar, wenn auch niemand daran glaubte, dass es so eindeutig ausfallen würde. Gerüchte in den Gängen, wonach das Wissenschaftsministerium und das derzeitige Rektorat den Potsdamer Kandidaten lieber gesehen hätten, verstummten mit dem klaren Votum schlagartig. Sie sei sofort von der Potsdamer Uni begeistert gewesen, sagte Sabine Kunst nach der Wahl. Sie sehe hier ein großes Potenzial und viele Möglichkeiten, ergänzte sie, bevor sie zu einem kleinen Empfang zu ihren Ehren verschwand. Wo sie nochmals mit brandendem Applaus empfangen wurde.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: