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ATLAS: Überzogen

Das Bemühen um politische Korrektheit treibt mitunter seltsame Blüten, so auch bei der Debatte um das Sinterklaas-Fest. Denn der Sinterklaas-Helfer „Zwarter Piet“ steht unter Rassismus-Verdacht.

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Das Bemühen um politische Korrektheit treibt mitunter seltsame Blüten, so auch bei der Debatte um das Sinterklaas-Fest. Denn der Sinterklaas-Helfer „Zwarter Piet“ steht unter Rassismus-Verdacht. Auch in Potsdam fürchten Kritiker – wohlgemerkt fast 20 Jahre nach dem ersten Fest im Holländischen Viertel –, die stark geschminkte Figur könne rassistische Vorurteile nähren und Zugewanderte in ihren Gefühlen verletzen. Am liebsten sollen die „Pieten“ vom Fest verbannt werden, selbst über Gegenaktionen wird nachgedacht. Mit Verlaub: Das ist völlig überzogen. Statt sich mit tatsächlichen Problemen von Flüchtlingen in Potsdam zu beschäftigen, wird nun eine schon in den Niederlanden völlig aus dem Ruder gelaufene Debatte weitergesponnen. Dort profitieren übrigens vor allem Rechtspopulisten, weil sie sich als Retter eines beliebten Volksfestes gerieren dürfen. Das Kernproblem bei solchen Debatten ist, dass selbst unverfängliche Anlässe zu Minderheiten- oder Rassismusdiskussionen hochstilisiert werden, die Grenze zu echter Diskriminierung verwischt wird. Und geht das so weiter, diskriminiert irgendwann alles jeden: Selbst der Osterhase braucht dann die Quotenzibbe, um keine Gefühle anderer Häsinnen zu verletzen. Dem schwarzen Kabarettisten Marius Jung, der sich selbst als „Neger“ bezeichnet, fällt bei zu viel politischer Korrektheit vor allem ein Satz ein: „Habt ihr sie noch alle?“

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