Landeshauptstadt: Ufergrün statt Todesstreifen
Ins Grenzgebiet einbezogener Teil des Babelsberger Parks wiederhergestellt
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Ins Grenzgebiet einbezogener Teil des Babelsberger Parks wiederhergestellt Babelsberg - Im Babelsberger Park hatte das DDR-Grenzregime 14 Hektar durch Fürst Pückler und Lenné gestaltete Landschaft verwüstet. Die kunstvoll modellierten Hänge zum Tiefen See wurden abgebaggert, der Aushub am Ufer aufgeschüttet. Ein mehr als drei Meter hoher Metallzaun, ein geharkter Todesstreifen, auf dem jede Spur zu sehen war, ein Kolonnenweg aus Betonplatten, sogar Schützengräben sicherten das platte Gelände, das Flüchtigen kein Versteck bot. Ende der 70er Jahre, als der Teltowkanal wieder schiffbar gemacht wurde, erweiterte man das Grenzgebiet bis an Schloss Babelsberg und das Kleine Schloss. Diese Eingriffe hat Fachbereichsleiter Karl Eisbein, der 1969 in den Park kam, fast von Anfang an miterlebt. Er hatte ab 1990 aber auch die Genugtuung, den im Grenzstreifen liegenden Flächen ihr ursprüngliches Gesicht zurückzugeben. Diese nun schon 14 Jahre anhaltenden Arbeiten werden in der Ausstellung „Preußisch Grün“ dargestellt, die bis Mitte Oktober in Glienicke zu sehen ist. Als Begleitveranstaltung fand dazu gestern eine von Eisbein geleitete Führung durch den Park statt. Detailliert erläuterte der Gartendenkmalpfleger, wie die durch das Grenzregime geschlagenen Wunden geheilt wurden. An der Wasserseite des Uferwegs, der den Park auf 4,4 Kilometer Länge umzieht, ist nach Abtragen des Aushubs die originale Gestaltung bereits wiederhergestellt worden. Der Aushub kam wieder auf die Hangseite, doch konnte deren Bodenmodellierung erst in Teilen erneuert werden. Dies sei ein schwieriges Problem, da die Linienführung nicht so ohne weiteres aus dem Plänen abgelesen werden kann und auch nicht aus den Luftbildern, die von West-Berlin aus während des Baus der Grenzanlagen aufgenommen worden waren. Wie Pückler, der sich ohnehin mehr auf sein geschultes Auge als auf Zeichnungen verließ, müssten die beauftragten Gartenbauer einen Blick für die Harmonie von Hang, Wegen und Uferzone entwickeln. Dringend wartet der Park auf Wasser, um die Brunnen, Fontänen und die den Hang hinunter eilenden Bäche zu speisen. Erst mit Wiederherstellung der Wasserspiele wird er seine Attraktivität ganz zurückgewinnen. Immerhin konnte Karl Eisbein am Maschinenhaus mitteilen, dass hier schon Trafo und Wasserpumpe auf die Inbetriebnahme warten. Voraussetzung ist allerdings die Instandsetzung des Rohrnetzes, das sich 25 Kilometer lang durch den Park zieht. Am Maschinenhaus erzählte Karl Eisbein auch eine jener Anekdoten aus der DDR-Zeit, wie sie Besuchern schier unglaublich erscheinen. Das Gebäude wurde noch bis 1978 von einer vielköpfigen Familie bewohnt. Der Stadtreinigung wurde jedoch untersagt, von dort den Müll abzuholen. So musste das der Parkchef mit zwei Gärtnern, die einen „Grenzausweis“ erhielten, selbst besorgen. Dann frühstückten sie mit der Familie, die im Grenzgebiet keinen Besuch empfangen durfte und froh war, mal ein Wort loszuwerden. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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