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Landeshauptstadt: Uferstreit: Roth-Behrendt warnt vor Eskalation

Europa-Politikerin und See-Anrainerin gewährt Stadt Grunddienstbarkeit: „Ich bin für freie Uferwege“

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Groß Glienicke - Die am Groß Glienicker See wohnende Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Dagmar Roth-Behrendt (SPD), spricht sich im Groß Glienicker Uferstreit für einen Kompromiss zwischen den Interessen der Allgemeinheit und der Uferanlieger aus. Wichtig sei Deeskalation. Roth-Behrendt warnte gestern gegenüber den PNN vor Scharfmachern: „Die 1000-Prozentigen tun der Stadt und der Allgemeinheit keinen Gefallen.“ Mit Eskalation des Streits „erreicht man unter Umständen gar nichts“, so die Europaparlamentarierin.

Die See-Anrainerin stellte ihre eigene Situation als Beispiel für einen Kompromiss heraus. Roth-Behrendt erklärte, sie besitze ein Seeufer-Grundstück von 2000 Quadratmeter außerhalb ihres eigentlichen Grundstückes. Davon habe sie sich ein 300 Quadratmeter großes Stück mit einem 1,10 Meter hohen Zaun als „Anwachshilfe für artgerechte Gehölze“ für ihre „private Sphäre“ abgetrennt. Die Europapolitikerin erklärte, sie empfinde es als äußerst unangenehm, sich auf dem übrigen öffentlichen Teil zu sonnen, da sie dort auf „Glasscherben“ oder „Hundedreck“ trete. Für den Uferweg auf ihrem Grundstück habe sie der Stadt Potsdam vertraglich eine Grunddienstbarkeit eingeräumt. Roth-Behrendt wies darauf hin, dass dies den Wert ihres Grundstückes mindere. Dennoch erklärte sie ausdrücklich: „Ich bin für freie Uferwege und für einen freien Zugang zum See auf meinem Grundstück.“ Ihr eingezäuntes Privatareal liege auch nicht unmittelbar am Uferweg, so dass dieser auch nicht den Charakter eines „Korridors“ erhalte. Dagmar Roth-Behrendt bezeichnete ihre Vorgehensweise als „einen bestmöglichen Kompromiss zwischen öffentlichen und privaten Interessen“. Was für sie ein kleines eigenes Stück Liegewiese ist, könne für einen anderen Uferanrainer „vielleicht eine Steganlage sein“. Roth-Berendt: So sehen Lösungen von vernünftigen Menschen aus, „die nicht erst nach fünf bis zehn Jahren vor Gericht stattfinden“. Stadtsprecher Stefan Schulz nannte die Einigung zwischen Roth-Behrendt und der Stadt einen Kompromiss, „den jeder anstreben kann“. Es handele sich „nicht um einen Kuhhandel“, so Schulz.

Der Uferwegstreit in Groß Glienicke hatte jüngst eine vergleichbare Qualität wie am Griebnitzsee erreicht. Nachdem der Grundstückseigentümer Am Seeblick 1 seinen Zaun auf Geheiß der Stadt und bestätigt durch das Verwaltungsgericht wieder abbauen musste, versuchen mehrere Anlieger nun, den Uferweg mittels Flatterbänder, Bauschutt, Pflanzungen oder Erdwällen zu sperren. Erst am Montagabend dieser Woche hatten 150 Menschen in Groß Glienicke für einen freien Uferweg demonstriert. Guido Berg

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