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Von Thomas Gantz: Umarmung mit Distanz

Am Samstag messen die Volleyballer der WSG Waldstadt und des USV Potsdam mal wieder ihre Kräfte

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Gewogen und für zu leicht befunden: Den Volleyballern der WSG Waldstadt ist dieses Urteil nicht fremd. Zweimal fiel es in der vergangenen Saison, sobald es im Direktvergleich mit dem USV Potsdam zu ermitteln galt, wer denn in der Stadt den besseren Ball zu spielen versteht. Der USV gewann 3:2 und 3:0. Vor dem am kommenden Samstag zum Ausklang der Meisterschafts-Hinrunde in der Regionalliga Nordost anstehenden neuerlichen Kräftemessen (19 Uhr, Sporthalle Heinrich-Mann-Allee) gelten die Altvorderen des Potsdamer Volleyballs wieder als mehr oder weniger deutlicher Favorit. Die im Vergleich zu den Vorjahren zwischen den Dauerrivalen zu registrierende Unaufgeregtheit vor dem Derby unterstützt diese Sichtweise nicht zwingend. Sie kündet erst einmal nur davon, dass man sich bis ins Detail kennt und gegenseitig respektiert.

Die beiden Potsdamer Vertretungen sind mit derzeit 14:4 Punkten unmittelbare Verfolger des Tabellenführers Lindow (16:4). Nach dem jüngsten 2:3 der Waldstädter bei Rotation Prenzlauer Berg stand die Frage im Raum, ob dies nur ein verzeihlicher Stolperer einer auf dem Weg nach oben befindlichen jungen WSG-Mannschaft war. Christoph Jahn mochte sie nicht eindeutig beantworten. Vielmehr sprach der Waldstadt-Trainer davon, einige Spieler im Aufgebot zu haben, die erst seit einiger Zeit im Männerbereich aktiv sind und den entscheidenden Schritt hin zur erforderlichen Stabilität erst noch vollziehen müssen. Im Mannschaftssport Volleyball ist es eben ein häufig zu beobachtendes Phänomen, dass junge Spieler phasenweise zu begeistern verstehen, jedoch auch häufig einknicken, wenn es darauf ankommt. Schon die Tatsache, dass sich Steffen Schäperkötter zu Wochenbeginn krank meldete und ankündigte, bis zum Spiel wieder halbwegs fit werden zu wollen, sorgte für erhebliche Verunsicherung bei der WSG Waldstadt. Teils berechtigt, denn der Mittelblocker und Zweimetermann ist der einzige WSG-Spieler, der den Reichhöhenvorteilen der USV-Angreifer Christian Grapentin und Andreas Scheuerpflug erfolgversprechend begegnen könnte. Unter dem Strich herrscht beim Gastgeber jedoch Klarheit darüber, dass der Nachbar eindeutig besser als im Vorjahr besetzt ist und auch spielt.

Auf beiden Seiten gibt es Spieler, die mit unterschiedlichen Intentionen in die Partie gehen. Paul Kröpelin auf der einen und Piet Karohs oder Lars Hurtig auf der anderen Seite werden sich von persönlichem Ehrgeiz leiten lassen, gerade diese Partie nicht verlieren zu wollen. Leistungsträger wie Christoph Säger (WSG) oder Christian Grapentin und Falk Zimmermann (beide USV) kennen die sich immer im sportlichen Rahmen bewegende Rivalität nur vom Hörensagen.

„Wir sind darauf eingestellt, dass die Waldstädter uns eines Tages hinter sich lassen werden. Sie haben sich toll entwickelt“, sagte USV-Mannschaftskapitän Erik Heidemann. Er wünschte sich, dass bis dahin aber noch etwas Zeit vergehen möge. Dass eine derartige verbale Umarmung immer auch eine Umarmung mit Distanz ist, dürfte der Spielverlauf am Samstag deutlich machen.

Thomas Gantz

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