
© Johanna Bergmann
Matrosenstation Kongsnæs in Potsdam: Umkämpftes Holzhaus
Der Neubau der Ventehalle der Matrosenstation Kongsnæs am Jungfernsee wächst ab jetzt in die Höhe. Doch der Wiederaufbau ist nicht unumstritten.
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Berliner Vorstadt - Für Potsdams Stadtkonservator Andreas Kalesse war der gestrige Mittwoch ein Tag der Freude: „Das ist doch fantastisch“, sagte der Denkmalschützer, als er neben der Baustelle der Ventehalle stand, die am Ufer des Jungfernsees nach historischem Vorbild wiederaufgebaut werden soll und die früher das Ensemble der Kaiserlichen Matrosenstation Kongsnæs nahe der Glienicker Brücke komplettierte. In den letzten Kriegstagen 1945 ging der Holzbau in Flammen auf. Nun baut der Berliner Investor Michael Linckersdorff das Gebäude wieder auf.
Fantastisch findet Kalesse, dass mit der Wiedererrichtung der Ventehalle eine weitere Wunde in der wassernahen Potsdamer Kulturlandschaft geschlossen wird. Der Stadtkonservator erinnerte in diesem Zusammenhang an die Restaurierung der Sacrower Heilandskirche, auch an die Grotte im Neuen Garten und das Schloss Babelsberg, wo die Bauarbeiten allerdings noch lange nicht abgeschlossen sind.
Holzspezialisten lassen die Ventehalle wiedererstehen
Am gestrigen Mittwoch wurden nun im Rahmen einer kleinen öffentlichen Veranstaltung auf der Baustelle der Ventehalle die ersten beiden Balken auf das Fundament gelegt. Die Baufirma AWK Design GmbH überreichte Investor Linckersdorff eine Holzschnitzarbeit, auf der ein Segelschiff und der Schriftzug „Kaiserliche Matrosenstation Kongsnæs Potsdam“ zu lesen ist. AWK Design ist ein Tochterunternehmen einer polnischen Firma mit Sitz in Danzig. Die Holzspezialisten werden nun in den nächsten Monaten die hölzerne Ventehalle wiedererstehen lassen.
Kaiser Wilhelm II. hatte in den Jahren 1892 bis 1896 den historischen Vorgängerbau der Halle sowie die drei Holzhäuser auf der anderen Seite der Schwanenallee als „Kaiserliche Matrosenstation“ im norwegischen Stil errichtet – für sich und seine Familie. Während die schon damals in Fertigbauweise errichteten drei Holzhäuser noch vorhanden sind, war von der Ventehalle – ebenfalls ein Holzfertigbau – kaum noch etwas übrig geblieben. Nur das alte Fundament und ein paar Mauern am Ufer des Jungfernsees überdauerten den Weltkrieg und das DDR-Grenzregime. Die Ventehalle diente früher als Ankunftsgebäude für die segelnden Hohenzollern. Die Pläne stammten vom norwegischen Architekten Holm Hansen Munthe.
Prominente Anwohner befürchten, dass es mit der Ruhe vorbei sein könnte
Doch der Wiederaufbau ist nicht unumstritten. Denn Linckersdorff möchte in der wiederaufgebauten Halle ein Restaurant etablieren. Anwohner fürchten, dass es dann mit ihrer Ruhe in der noblen Wohngegend zu Ende sein könnte. Unter den Gegnern des geplanten Restaurants sind auch Prominente wie „Bild“-Herausgeber Kai Diekmann und TV-Moderator Johannes B. Kerner. Nach ersten juristischen Erfolgen von Anrainern, die gegen das Projekt kämpften, wendete sich mittlerweile das Blatt: Sowohl das Verwaltungsgericht Potsdam als auch das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hätten zuletzt seine Pläne abgesegnet, sagte Linckersdorff. Von ursprünglich sieben Klägern seien nur noch zwei übrig geblieben, deren Beschwerden noch beim OVG anhängig seien.
Das künftige Restaurant in der Ventehalle soll 92 Plätze im Innern haben, im Außengelände kommen noch einmal 30 hinzu, wie Projektmanager Wolfram Seyfert am Mittwoch erläuterte. Neben dem Bauplatz für die eigentliche Ventehalle steht bereits der steinerne Rohbau des künftigen Funktionsgebäudes, das für den Betrieb des Restaurants erforderlich ist. Hier sollen die Küche, Toiletten und die Haustechnik untergebracht werden.
Kosten haben sich bereits verdoppelt
Wie viel Linckersdorff in das Projekt investiert, will er nicht sagen. Nur dies: Gegenüber den ersten Annahmen aus dem Jahre 2010 hätten sich die Kosten bereits verdoppelt. Dass sich das Projekt über die letzten Jahre hinzog, bevor die Bauarbeiten beginnen konnten, begründet Linckersdorff mit den Anwohnerklagen, aber auch mit Schwierigkeiten bei der Herstellung des langen Holzständerwerks der Ventehalle. Der Investor rechnet damit, dass die Halle im Sommer nächsten Jahres fertiggestellt sein wird. Das Restaurant soll dann durch einen Pächter betrieben werden. „Ich bin im Gespräch mit Zweien“, sagt Linckersdorff über seine Sondierungen, einen geeigneten Betreiber zu finden.
Die Holzhäuser auf der anderen Seite der Schwanenallee, die ebenfalls zur Matrosenstation gehörten, muss Linckersdorff bis 2019 saniert haben. „Das schaffe ich“, sagte der Berliner Investor. In diesen Gebäuden sollen Mietwohnungen entstehen.
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