Links und rechts der Langen Brücke: Umkehr auf halbem Weg?
Guido Berg findet, Brandenburg sollte weiter zu seiner Hauptstadt stehen
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Großprojekte hat das Land Brandenburg in aller Regel in den Sand gesetzt. Chipfabrik, Cargolifter, nur so zur Erinnerung. Ein Großprojekt aber, ein Jahrhundertprojekt, läuft außerordentlich hoffnungsfroh – und das auch wegen guter Entscheidungen der Landesregierung und nicht zuletzt des Ministerpräsidenten Matthias Platzeck: Gemeint ist allgemein die Umorientierung von der „Jammerhauptstadt“ Potsdam zu einer der prosperierendsten und aufregendsten Städte Deutschlands und konkret die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte. Durch die Streichung der Hauptstadtmittel in Höhe von fünf Millionen Euro droht Brandenburgs Finanzminister Hellmuth Markov nun, mitten in der laufenden Operation am offenen Herzen Potsdams den Strom abzuschalten. Wichtige Ergänzungen zum Landtagsneubau sollten mit den Hauptstadtmitteln finanziert werden, so die Umgestaltung des Steuben-Platzes und der Abriss der Fachhochschule. Auch für den Abriss des Rechenzentrums zur Baufeldfreimachung für die Garnisonkirche sind Hauptstadtmittel eingeplant. Das ist nicht verkehrt und nicht nur deshalb, weil der Ministerpräsident einer der Schirmherren der Wiederaufbau-Initiative ist. Da drängt sich die Frage auf, ob Platzeck, der als Oberbürgermeister Potsdams Bremsen löste, sich nun von seinem Vize Markov am Berg die Pferde ausspannen lassen will? Markov hat bei der vielkritisierten Grundsteinlegung für den neuen Landtag eindrucksvoll bewiesen, dass ihm ein Landtag in Gestalt des Stadtschlosses keine Herzensangelegenheit ist. Da ist es bis zur Streichung der Hauptstadtmittel nur ein kurzer Weg. Aber was ist mit den Kabinettsmitgliedern, die nur zu gut wissen, dass das Land Brandenburg eine gut aufgestellte und nach Deutschland und darüberhinaus ausstrahlende Hauptstadt braucht? Brandenburg hat mit Potsdam zum großen Sprung angesetzt, hat Weltkonzerne wie Volkswagen, Oracle und SAP zu Niederlassungen bewegen können. Größte wissenschaftliche und künstlerische Talente und Kapazitäten wählen Potsdam als Wohn- und Arbeitsort. Es ist unglaubwürdig, dass dem Land nun auf halbem Wege die Luft ausgehen soll. Fünf Millionen jährlich sind kein Pappenstiel; sparen und Schulden abbauen sind existentiell wichtige Aufgaben – um so mehr gilt, besonnene Entscheidungen zu treffen, die am Ende nicht den Erfolg des großartigen Projekts kosten.
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