
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Umweltschonend unterwegs
Busunternehmer Günther Anger setzt auf Elektrobusse und nutzt Regenwasser für die Waschanlage
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Marquardt – Bei Transportunternehmern denkt man nicht sofort an Ökologie. Günther Anger bringt beides trotzdem in Einklang. Sein Busbetrieb mit Sitz in Marquardt wird immer „grüner“. In den nächsten Tagen will Anger seine Solaranlage um 500 Quadratmeter Fläche erweitern. Dann fängt er auf den Dächern von Bushalle, Werkstatt und Carport auf insgesamt 900 Quadratmetern die Sonnenenergie ein. Dann erzeugen die Module 120 Kilowatt Leistung. Das meiste davon wird ins Netz eingespeist, wenn es nicht für Beleuchtung oder Angers Kaffeemaschine verbraucht wird.
Für die Zukunft hat er mit dem Strom aber andere Pläne: „In ein paar Jahren sehe ich hier Elektrobusse fahren. Bloß ohne Oberleitung“, meint der Unternehmer. Noch verbraucht er jedes Jahr 700 000 Liter Diesel mit seinen Bussen. Aber daran will er künftig sparen.
Ein gutes Gefühl fürs Geschäft hatte Anger schon bei der Gründung seiner Firma. Gleich nach der Wende schaffte er sich einen VW-Bus an. Ein paar Monate später waren es schon zwei Reisebusse. Dann ging es Schlag auf Schlag. „Bis 1995 herrschte Aufbruchstimmung. Die Ossis wollte alle reisen“, erinnert sich der Potsdamer. Bis 1996 fuhr er regelmäßig selbst nach Österreich, England oder in die Niederlande. „Mit 40 Leuten im Bus wird man schon nervös, wenn man 60 Kilometer vor der England-Fähre im Stau steht und die vorgeschriebene Lenkzeit bald abläuft“, erzählt er.
Auch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hörte bei seinem gestrigen Firmenbesuch zu als der 57-Jährige aus dem Nähkästchen plauderte. Denn mittlerweile ist das Busunternehmen mächtig gewachsen. Für Anger sind 24 Reisebusse unterwegs. Außerdem gehören ihm neun große Lastzüge, die er an Speditionen verchartert. In Büro, Werkstatt und als Fahrer beschäftigt er 80 Mitarbeiter.
Dabei kommt Anger ursprünglich aus einem anderen Beruf: Gelernt hat er Schornsteinfeger. Vor der Wende arbeitete er in der Gastronomie und wurde schließlich Kraftfahrer. „Ich war der einzige freischaffende Kraftfahrer der DDR“, sagt er. Für die Babelsberger Studios fuhr er die Film- und Fernsehprominenz. Weil es Chauffeure im Sozialismus eigentlich nicht geben durfte, firmierte Anger offiziell als Kleindarsteller. „Für Rolf Hoppe habe ich mal stiegenweise die Südfrüchte nach Dresden gefahren. Der bekam so etwas dort nicht“, so Anger.
In den nächsten Jahren will er etwas kürzer treten und auch hin und wieder selbst fahren: „Ich fand es im Bus schon immer toll, weil man da so hoch sitzt.“ Bis es soweit ist, trimmt er sein Busunternehmen weiter auf grün – aus wirtschaftlichen Gründen: Weil seine Busse immer sauber sein sollen, hat er eine eigene Waschanlage. Die betreibt er ausschließlich mit Regenwasser, das auf den Dächern und dem Vorfeld aufgefangen wird. In zwei Zisternen passen jeweils 37 000 Liter Wasser. Was bei der Wäsche abläuft, wird gesammelt und dann für die Vorwäsche verwendet. „Das Regenwasser macht keine Streifen“, sagt er. Und Kosten spare er dadurch auch. „Den Wasserhahn dreh ich hier nur auf, wenn ich mir einen Kaffee aufsetzen will.“
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