Von Henri Kramer: Umweltzone nur der letzte Schritt
Die ab 2010 geltenden Grenzwerte für schädliche Stickoxide werden in Potsdam schon jetzt überschritten
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Stickstoffoxide können die Lunge des Menschen schädigen – und kommen an mindestens fünf Straßen in Potsdam in besonders hoher Konzentration vor. Die Zahlen sind so hoch, dass ab kommendem Jahr verbindliche Grenzwerte überschritten werden. Das hat die Verwaltung auf Anfrage der PNN bestätigt. Betroffen sind die Behlertstraße, die Breite Straße, die Zeppelinstraße, die Großbeerenstraße und die Kurfürstenstraße, in allen Fällen für den Verkehr bedeutende Verbindungen. Hier beginnt für die Potsdamer Verwaltung das Problem, wie Stadtsprecherin Rita Haack erklärt: „Alternative Strecken stehen nicht oder nur begrenzt zur Verfügung.“ Deshalb würden nur „langfristige“ Maßnahmen helfen – und nur wenn diese nicht greifen, müsse über eine Umweltzone wie in Berlin entschieden werden. „Darüber zu spekulieren ist verfrüht.“
Damit geht die Verwaltung auf Distanz zum Brandenburgischen Umweltministerium. Um die Emissionen in Potsdam zu senken, hatte jüngst eine Expertin aus dem Ministerium unter anderem die Schaffung einer Umweltzone angeregt, wie sie Berlin seit Anfang 2008 besitzt. Eine erste Bilanz dieser Maßnahme hatte vor knapp zwei Wochen belegt, dass die Berliner Luft seitdem sauberer ist (PNN berichteten). Seit Beginn der Zonen-Regeln müssen Autobesitzer ihre Wagen etwa auf den Ausstoß von gesundheitsschädlichen Russpartikeln prüfen lassen. Wer zu viel solchen Feinstaub in die Luft bläst, erhält keine Plakette, die das Fahren in der Innenstadt erlaubt.
Auch für andere Anregungen aus dem Umweltministerium – mehr Tempo- 30-Zonen oder die deutliche Einschränkung des Schwerlastverkehrs – hält Potsdams Verwaltung für die Landeshauptstadt für nur bedingt praktikabel. „Wichtige Straßenverbindungen sollten nicht eingeengt oder beschränkt werden“, sagt Haack. Ebenso nutzlos sei die Sperrung bestimmter Straßen, weil sich so das Stickoxid-Problem nur auf andere, ebenso sensible Wege verlagern würde. Auch entfalle die Option, weniger Brummis durch die Stadt fahren zu lassen: 95 Prozent des Schwerlastverkehrs seien entweder Lieferwagen für die Versorgung von Potsdam – oder Busse des öffentlichen Nahverkehrs. Hier hofft die Verwaltung auf die Verkehrsunternehmen. „Wenn dort Altfahrzeuge ersetzt werden, können der Ausstoß von Stickoxiden bei den Bussen um bis zu 90 Prozent sinken.“ Auch anderswo setzt die Stadt auf zunächst nur sanfte Maßnahmen. „Wir wollen durch grüne Wellen den Verkehr verstetigen.“ Der Neubau von „Park and Ride“-Plätzen sei gleichfalls ein Schritt für eine bessere Luft – zudem nennt Haack die freundliche Gestaltung der Stadt für Fußgänger sowie die Steigerung des Radverkehrs.
Ob solche Maßnahmen oder bereits schon umgesetzte Schritte des 2007 erarbeiteten Luftreinhalteplans – etwa die teilweise Sperrung der Leipziger Straße in Richtung Michendorf – wirklich ausreichen, prüft laut Verwaltung gerade das Landesumweltministerium. Die Untersuchungen dazu sind schon abgeschlossen, so Stadtsprecherin Haack: „Die Ergebnisse liegen aber noch nicht vor.“
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