Landeshauptstadt: Unbedingt auf den Gipfel
Seine Exzellenz Jamal M. A. Al-Nesafi hat Comedy-Qualitäten. Und auch sonst ist der Botschafter Kuwaits ein Glücksfall.
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Seine Exzellenz Jamal M. A. Al-Nesafi hat Comedy-Qualitäten. Und auch sonst ist der Botschafter Kuwaits ein Glücksfall. Von Sabine Schicketanz Was für ein unglaublicher Glücksfall ist dieser Jamal M. A. Al-Nesafi. Vor allem natürlich für Alexander Wolf. Der smarte Moderator hat sich an diesem Mittwochabend Seine Exzellenz den Botschafter von Kuwait eingeladen, zum Radio-Talk in die Potsdamer Arkadien. Doch wer da Platz nimmt auf der Couch in der unbewohnten Wohnung der mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Neubauten am Glienicker Horn, sieht ganz und gar nicht aus wie eine Exzellenz. Und verhält sich auch nicht so. Al-Nesafi ist ein junger Hüpfer auf dem diplomatischen Parkett, aber einer mit Erfahrung. 40 ist er heute, 34 war er, als er seinen ersten Botschafterposten antrat. Erzählt er von seiner ersten Berufung, als gelte es, einen Stand-up-Comedy Wettbewerb zu gewinnen. In Monaco war er damals, mit seiner Frischangetrauten auf Hochzeitsreise, und wollte tunlichst nicht gestört werden. Zigmal klingelte das Handy, die Nummer des Außenministeriums auf dem Display. Al-Nesafi dachte nicht daran, ran zu gehen. „Was zum Teufel wollen die von mir?“ Ein Freund, der immer und immer wieder anrief, klärte ihn auf. „Du bist so dumm“, sagte der Freund. „Warum? Weil ich geheiratet habe?“, erwiderte Al-Nesafi. Natürlich nicht. Aber wer nicht ans Telefon geht, wenn der Außenminister ihn sprechen will, muss sich schon als dumm bezeichnen lassen – vor allem, wenn er als Botschafter in die Welt geschickt werden soll. Ausgesucht, betont Al-Nesafi, habe er sich seinen Job nicht. „Sie haben mich gefragt.“ Eigentlich findet er seine Arbeit „die meiste Zeit ziemlich langweilig“. Das liegt vor allem daran, dass sich der Altersdurchschnitt der diplomatischen Stehpartys mit dem Erscheinen von Al-Nesafi und seiner Frau – sie ist 27 – meist ganz erheblich senkt. „Meine Frau mag das nicht.“ Sie wolle lieber ausgehen, Spaß haben. „Es ist nicht deine Altersgruppe, es ist nicht meine, aber wir müssen da hin“, versucht Al-Nesafi, seine Gattin zu überzeugen. „Aber wenn wir außer Dienst unterwegs sind, würde niemand von ihr denken, dass sie die Frau eines Botschafters ist.“ Auch von Al-Nesafi würde man vieles nicht vermuten. Er vereint Tradition und Moderne, ist wohl ein ziemlich akkurates Spiegelbild seines Landes. Studiert hat er in Paris und England, gearbeitet bei der UNO in New York und dann wieder in Paris, diesmal für die kuwaitische Botschaft. Der Papst hat ihm zwei Ehrenmedaillen verliehen, dafür, dass Al-Nesafi sich für eine Vatikan-Botschaft in Kuwait eingesetzt hat, die erste im arabischen Raum. Erst seit diesem Jahr ist Al-Nesafi Botschafter seines Landes in Deutschland. Selbst wenn ihm manchmal langweilig ist, aufhören kommt nicht in Frage. „Es ist wie wenn man einen Berg besteigt. Man will unbedingt den Gipfel erreichen.“ Seiner Heimat ist Al-Nesafi tief verbunden. Einen „Newcomer der Zivilisation“ nennt er Kuwait, das Zwergenemirat, in dem es kein Frauenwahlrecht gibt, das vor 13 Jahren von Saddam Hussein überfallen wurde, und nun, nach dem Irak-Krieg, die Bedrohung des Nachbarstaates endlich los ist. Ein „neuer Wind der Demokratie“ werde jetzt durch die Region wehen, meint Al-Nesafi – ungeachtet der immer noch nicht friedlichen Situation im Irak. „Es gibt keinen anderen Weg, als optimistisch zu sein.“ Seine Regierung unterstütze im Bezug auf das Nachbarland jegliches Handeln der Vereinten Nationen, denn „das irakische Volk darf nicht leiden“. Es sind ernste Worte abseits der rhetorischen Späße, die Al-Nesafi für die politische Lage findet. Dass er auch dafür ein Talent hat, ist ein noch größerer Glücksfall. Das Interview wird demnächst in der Sendung terraEins von Radio Eins ausgestrahlt.
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