Landeshauptstadt: Unbekannte schöne Räuberin
Wie Karl-Heinz Schoenfeld die „Banklady“ erfand
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Sie gilt als erste Bankräuberin der Bundesrepublik – bei ihrem ersten Überfall am 29. Juli 1965 erbeutete sie 3100 DM. Erst zweieinhalb Jahre und 19 Banküberfälle später wurde die Hamburgerin Gisela Werler schließlich von der Polizei gefasst. Jetzt wird die Geschichte der schönen Bankräuberin mit der blonden Perücke, die als „Banklady“ Schlagzeilen gemacht und die Republik in Atem gehalten hatte, von Regisseur Christian Alvart („Antikörper“) verfilmt. Die Hauptrolle spielt Nadeshda Brennicke, neben ihr stehen Charly Hübner, Andreas Schmidt („Sommer vorm Balkon“), Ken Duken und Heinz Hoenig vor der Kamera.
Mit dabei ist aber auch der Karikaturist und Wahlpotsdamer Karl-Heinz Schoenfeld – als wichtiger Zeitzeuge. Denn der heute 83-Jährige prägte mit seinen Zeichnungen damals das Bild der mysteriösen Bankräuberin – und er war es auch, der den Namen „Banklady“ erfand.
„Ich war damals bei der Bild-Zeitung“, erinnert sich Schoenfeld. Als sich die Meldungen über eine „wunderschöne“ Bankräuberin mit blonder Perücke und einer riesengroßen Sonnenbrille häuften, schlug die Stunde des Zeichners: „Es gab ja keine Fotos, weil es in den Banken keine Kameras gab“, erzählt Schoenfeld. Also ließ er seiner Fantasie freien Lauf und schuf eine Reihe von Karikaturen um die „Banklady“. Schoenfelds Zeichnungen sollen seinerzeit sogar bei der Hamburger Polizei am Schwarzen Brett gehangen haben. So jedenfalls steht es nun im Drehbuch für die Verfilmung, die sich eng an der wahren Geschichte der 2003 verstorbenen Gisela Werler anlehnt.
Trotzdem glaubte Karl-Heinz Schoenfeld zunächst an einen Scherz, als sich die Filmproduktion jetzt, fast 50 Jahre später, bei ihm telefonisch meldete: „Ich hatte die ganze Geschichte völlig vergessen“, erzählt er. Die Erinnerung kam jedoch schnell wieder. Man wurde sich schließlich einig: Schoenfeld wird sich im Film in einer kleinen Rolle nun selbst spielen.
„Man wird wohl nur meine zeichnende Hand – ich bin Linkshänder – und das Profil sehen“, vermutet Schoenfeld und lächelt: „Ich kann mir ja nicht die Haare färben, um wie vor 50 Jahren auszusehen.“ Gedreht wird im niedersächsischen Helmstedt, wo Karl-Heinz Schoenfeld und seine Frau Christa-Regina in der kommenden Woche am Set erwartet werden. Obwohl längst im Pensionsalter zeichnet Schoenfeld immer noch regelmäßig Karikaturen für etwa 15 Zeitungen deutschlandweit – und kommentiert mit spitzer Feder das Weltgeschehen. Der Film „Banklady“ soll 2013 in die Kinos kommen. Jana Haase
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