Landeshauptstadt: „Und das soll eine Synagoge sein?“ Angeregte Debatte auf Einladung des Minjan
Innenstadt - Vom Streit mit dem Synagogen-Bauverein überlagert wurde am Dienstagabend der Versuch des Minjan Potsdam, einer jüdischen Betergemeinschaft, der Potsdamer Öffentlichkeit ihre den offiziellen Planungen entgegen stehenden Vorstellungen zur Neubau der Synagoge in der Schloßstraße zu erläutern. Dafür hatte die Evangelische Heilig-Kreuz-Gemeinde ihren Gemeindesaal in der Kiezstraße zur Verfügung gestellt.
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Innenstadt - Vom Streit mit dem Synagogen-Bauverein überlagert wurde am Dienstagabend der Versuch des Minjan Potsdam, einer jüdischen Betergemeinschaft, der Potsdamer Öffentlichkeit ihre den offiziellen Planungen entgegen stehenden Vorstellungen zur Neubau der Synagoge in der Schloßstraße zu erläutern. Dafür hatte die Evangelische Heilig-Kreuz-Gemeinde ihren Gemeindesaal in der Kiezstraße zur Verfügung gestellt.
Minjan-Sprecher Ud Joffe machte zu Beginn darauf aufmerksam, die Veranstaltung diene der Information der nichtjüdischen Potsdamer Öffentlichkeit. Für die Juden werde es einen gesonderten Gesprächsabend geben. Sein Hinweis verhallte ungehört. Schon in Joffes Erläuterungen wurden hineingeredet, die Diskussion spitzte sich dann derart zu, dass Bauvereinsmitglied Renee Röske – eine aus Köln gekommene Jüdin – dem seit 13 Jahren in Brandenburg tätigen Rabbiner Nachum Pressmann die Legitimation für sein Amt absprechen wollte. Zuvor hatte Pressmann angesichts der Entwürfe wehklagend ausgerufen: „Und das soll eine Synagoge sein?“
In dem Streit ging es vorwiegend darum, inwieweit die Einteilung, Ausstattung und Nutzung der Synagoge, gekoppelt mit einem Gemeindezentrum, den religiösen Vorschriften und den Anforderungen des Gemeindelebens entsprechen. Die wenigen „neutralen“ Teilnehmer, die vorgestern Abend überhaupt das Wort erkämpfen konnten, machten deutlich, dass sie die nüchtern-modernistische, fensterarme und die reiche jüdische Tradition nicht widerspiegelnde Fassade dieses „Plattenbaus des 21. Jahrhunderts“ ablehnen. „Die kahlen, kalten, jede Emotion erstickenden Außenfronten habe mich zutiefst erschreckt“, erklärte eine von ihnen. „Die Bewohner dieser Stadt haben das Recht, einen harmonischen Bezug der Synagogenarchitektur zur historischen Nachbarbebauung und damit die Achtung vor dem Welterbe einzufordern.“ Im Gegensatz zu den religiösen Streithähnen erntete die Potsdamerin starken Beifall.
Ob die mehrheitliche Ablehnung des jetzigen Fassadenentwurfs zur Änderung der Pläne führen wird, ist zweifelhaft. Alle anwesenden Vertreter des Bauvereins verteidigten den Entwurf. Aus dem Publikum wurde gefordert, endlich die bisher ausgebliebene öffentliche Diskussion über den Synagogenbau nachzuholen. Das auch jetzt noch Änderungen an den Planungen möglich sind, habe die Vorbereitung des Landtagsschlossbaus bewiesen.
Diese Grundaussagen finden sich in den von Joffe vorgetragenen Forderungen der Minjan wieder. Die Betergemeinschaft möchte eine 300 bis 350 Plätze aufweisende Synagoge –150 sind geplant – mit einem auch für jüdische Familienfeiern geeigneten Gemeindesaal und einer hochwertigen Außenarchitektur. Diese solle ein Zeichen setzen für ein lebendiges Judentum in Potsdam. E. Hohenstein
E. Hohenstein
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