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Links und rechts der Langen Brücke: Unehrliches Angebot

Jan Brunzlow über das Verhalten der Kliniken in den laufenen Tarifverhandlungen und den Versuch, die Belegschaft zu spalten

Stand:

Ein ehrliches Angebot in laufenden Tarifverhandlungen sieht anders aus. Die Gemeinschaft kommunaler Krankenhäuser Brandenburgs, in der das Krankenhaus Ernst von Bergmann Mitglied ist, will den Ärzten bis zu 16 Prozent mehr Gehalt bezahlen. So haben es die Kliniken angekündigt. Das klingt üppig, das klingt nach Tarif, das klingt nach unverschämten Forderungen der Ärzte. Und das ist genau der Eindruck, den die Krankenhäuser in der Öffentlichkeit erwecken wollen. Um derartige Gehaltssprünge zu verhindern, versuchen sie nun die einzelnen Berufsgruppen innerhalb der Kliniken untereinander auszuspielen. Denn als Verhandlungsgrundlage bringen die Krankenhäuser auch ins Spiel, dass bei einer Gehaltssteigerung für die Ärzte gleichzeitig bei anderen Berufsgruppen innerhalb des Krankenhauses gespart werden soll. In Potsdam also am bereits in Extra-Gesellschaften ausgegründetes Pflege- und Servicepersonal sowie in anderen Bereichen. Diese Mitarbeiter, die bei Neueinstellungen ohnehin fernab jeder fairen und bislang als betriebsüblichen geltenden Bezahlung liegen, können sich somit bereits auf weitere Sparrunden einstellen – weil die „Götter in Weiß“ den Rachen nicht voll bekommen können, so zumindest suggeriert es die Krankenhausleitung. Dabei hat das Klinikum Ernst von Bergmann mit einem Plus im operativen Geschäft abgeschlossen, allein bis zum Halbjahr 2006 waren es laut Geschäftsführer drei Millionen Euro. Dabei haben auch die Ärzte mit dem Austritt aus dem BAT, dem Bundesangestelltentarif, vor knapp zwei Jahren erhebliche Gehaltseinbußen hinnehmen müssen. Und in diesem Jahr läuft eine Übergangsregelung aus, so dass sie noch weniger bekommen als sie verdienen. Die von der Tarifgemeinschaft jetzt angebotenen 16 Prozent wären also nur ein Tropfen in den knurrenden Magen. Nun hat die Gewerkschaft ver.di, in der nicht die Ärzte organisiert sind, ihre Mitglieder zu einem einstündigen Streik aufgerufen. Einerseits um sich gegen den Versuch des Untereinanderauspielens innerhalb eines Krankenhauses zu wehren. Andererseits, um sich mit den Ärzten zu solidarisieren. Dann hätte die Klinikumsleitung das Gegenteil von dem erreicht, was sie beabsichtigt hat. Das Streikpotenzial gilt jedoch nicht als besonders groß, die Angst um den Arbeitsplatz dagegen sehr – dann hätte die Geschäftsführung jedoch einen Teilsieg errungen.

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