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Sport: Ungeliebter Umstieg

Stephanie Schiller rudert am Montag im DOPPELZWEIER mit Tina Macker aus Berlin für Deutschland

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Nun skullt sie also im ungeliebten Doppelzweier. „Wir haben die Aufgabe angenommen und versuchen, das Beste daraus zu machen“, sagt Stephanie Schiller vom Ruder-Club Potsdam, die am Mittwoch dieser Woche in Großbritannien ihren 26. Geburtstag nur kurz feierte und am Montag gemeinsam mit der Berlinerin Tina Manker vom Ruderklub am Wannsee in die olympische Regatta einsteigt.

Bis in den Juni hinein sah alles danach aus, dass Stephanie Schiller auch bei den Olympischen Spiele auf dem Dorney Lake im Doppelvierer sitzt, in dem sie bislang ihre größten internationalen Erfolge feiern konnte. Im Doppelzweier war sie bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2003 leer ausgegangen, weil die deutsche Nachwuchsflotte aus dem griechischen Schinias wegen einer Salmonellen-Vergiftung unverrichteter Dinge heimreisen musste, und 2004 auf Platz drei gerudert. Im folgenden Jahr holte die damalige verantwortliche Bundestrainerin der deutschen Skullerinnen, die Potsdamerin Jutta Lau, Schiller in den Doppelvierer und beförderte die damals 19-Jährige gleich zur Schlagfrau, die den Rollsitz direkt vor ihrer berühmten Klubkollegin Kathrin Boron einnahm. Als Verantwortliche für den Rhythmus der Crew gewann die in Marquardt wohnende Ruderin bei den WM 2006 Bronze und 2007 Silber, bei Olympia 2008 in Peking und bei den WM 2009 jeweils Bronze. Danach rückte die Potsdamerin in den Doppelzweier, in dem sie mit der Leipzigerin Annekatrin Thiele bei den WM 2010 in Neuseeland nur auf Rang sechs landete. Umso größer war der Jubel im Potsdamer Seekrug, als Schiller im vergangenen Jahr ihren bislang größten internationalen Triumph landete – gemeinsam mit Julia Richter (Ruderklub am Wannsee), Tina Manker und Britta Oppelt von der Rudervereinigung Hellas Titania Berlin wurde sie in Bled erstmals Weltmeisterin im Doppelvierer.

Auch bei den ersten Weltcups dieser Saison führte Stephanie Schiller den Doppelviererer über die Regattastrecken. Bei den Weltcups in Belgrad und Luzern waren sie und Tina Manker noch zusammen mit Carina Bär aus Heilbronn und Lisa Schmidla (Crefelder RC) beziehungsweise Julia Richter (RK am Wannsee) jeweils Zweite hinter der Ukraine geworden. Dann aber stiegen mit Annekatrin Thiele und Britta Oppelt die beiden stärksten Einer-Skullerinnen dieser Saison nach den Plätzen zwei und drei aus dem Zweier lieber in das Frauen-Paradeboot um, dem die größeren Medaillenchancen bei den Olympischen Spielen eingeräumt werden. Schiller und Manker mussten als die Nummern fünf und sechs der nationalen Rangliste Mitte Juni mit ihnen die Rollsitze tauschen – und waren natürlich enttäuscht, zumal sich das Duo beim abschließenden Weltcup in München mit Platz sieben zufriedengeben mussten.

„Die Entscheidung des DRV, die vier schnellsten Einerfahrerinnen in den Doppelvierer zu setzen, ist erst einmal richtig“, so die Potsdamerin. „Vielleicht hätte man das aber auch schon beim ersten Weltcup testen können. Durch die späte Entscheidung hatten wir nur wenig Zeit, um den Doppelzweier schnell zu machen.“ In den ersten Wochen hätte sie schon mit ihrer Enttäuschung zu kämpfen gehabt, räumt Schiller ein, die 1999 in der Potsdamer Ruder-Gesellschaft bei Bernd Kraus mit dem Rudern begann, später am „Seekrug“ von Roland Köpke, Jutta Lau und schließlich Bernd Landvoigt gecoacht wurde, seit 2011 bei Steffen Becker trainiert und mit Beginn dieses Olympiajahres gemeinsam mit allen Trainern und Leistungssportlern der PRG zum RC Potsdam wechselte. Der war im September 2011 wegen interner Querelen in der PRG neu gegründetet worden.

Trotz der späten Entscheidung des Deutschen Ruder-Verbandes (DRV) haben sich Schiller und Manker die neue Herausforderung zu eigen gemacht und voll und ganz der gemeinsamen Aufgabe verschrieben, im Doppelzweier eine möglichst gute Olympia-Platzierung für Deutschland herauszuholen. „Das Boot läuft inzwischen immer besser“, signalisiert Stephanie Schiller und erklärt, warum es nicht ganz problemlos ist, vom großen in das kleinere Skullboot umzusteigen: „Der Doppelzweier ist von seiner Grundschnelligkeit her langsamer als der Doppelvierer, woran man sich erst einmal gewöhnen muss.“ Auch technisch gebe es Besonderheiten zu beachten. „Der Doppelvierer lebt mehr vom Endzug, der Doppelzweier vom Vorderzug, was technisch schwieriger ist“, erläutert Schiller, über die Tina Manker sagt: „Steffi ist immer voll bei der Sache. Ich schätze an ihr sehr, dass sie auch kritikfähig ist, also Hinweise annimmt. Im Rennen selbst sehe ich uns beide gleich stark.“

Nach London will Stephanie Schiller ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Potsdamer Uni zu Ende bringen, um fortan die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro im Blick zu haben. „Dann muss man aber sehen, wie die Kombination Sport – Arbeit klappt. Funktioniert sie, kann ich ich weiter in Potsdam trainieren“, erklärt die Skullerin.

Das ist aber noch Zukunftsmusik. „Jetzt wollen wir erst einmal in das Finale kommen – und dort ist von Platz eins bis sechs alles möglich. Dann brauchen wir für einen Erfolg eine perfekte Form und ein perfektes Rennen“, meint die Potsdamerin. Allerdings sei es schwierig für eine Prognose, „weil wir durch die fehlenden Regatten im Doppelzweier sowohl unsere eigene Leistung als auch die der Konkurrenz nicht richtig einschätzen können.“

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