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Rugby in Potsdam. Wo wird das Lederei künftig fliegen?

© Olaf Möldner

Sport: Ungewissheit beim Erstligisten

Potsdams USV-Rugbyspieler werden den Platz am Neuen Palais verlieren und kennen keine Alternativen

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Die Rugby-Abteilung des USV Potsdam sorgt sich um ihre Zukunft. Auf den Flächen westlich des Neuen Palais, die zum UNESCO-Welterbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ gehören, sollen zu DDR-Zeiten errichtete Bauten wieder verschwinden – und der Sportplatz. Auf dem fanden die Rugby-Spieler eine neue Heimstatt, nachdem Ende der 90er-Jahre das Ernst-Thälmann-Stadion als ihr bisheriger Trainings- und Spielort abgerissen worden war. Sie teilen sich den Platz am Neuen Palais mit Baseballern und Freizeitsportlern.

„Was wird mit uns passieren? Unsere Sportart ist erstmals seit 1924 wieder olympisch und wir blicken mittlerweile auf 60 Jahre Potsdamer Rugby-Geschichte zurück,“ sagt Robby Lehmann. Der 36-Jährige, früher selbst Spieler, ist Trainer und Sportlicher Leiter der derzeit 106 Mitglieder zählenden Rugby-Abteilung des USV. „Mit uns hat noch niemand über Alternativen gesprochen.“ Seine Abteilung akzeptiere natürlich Veränderungen auf dem betreffenden Gelände. „Das darf aber nicht zulasten jener gehen, die hier seit Jahrzehnten gute Nachwuchs- und Vereinsarbeit leisten.“

Während der Eröffnung des diesjährigen 11. Sanssouci-Pokals – erstmals auch mit schwedischen Teams– hatte Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst in einem Grußwort das Engagement des USV Potsdam gegen rechte Gewalt und Intoleranz gewürdigt. Was solche lobenden Worte für die Zukunft wert sein werden, wissen die Rugby-Spieler derzeit allerdings nicht. „Für den studentischen Sport muss Ersatz geschaffen werden. Aber was mit uns als Verein passiert, dafür gibt es bisher keine Aussagen“, erklärt Lehmann. „Wir wollen weiter langfristig planen können und brauchen einen Platz, den wir lange Zeit nutzen können, um dort weiter etwas zu entwickeln.“

Der USV spielt inzwischen in der 1. Rugby-Bundesliga, schaffte es in der kürzlich beendeten Saison bis ins Achtelfinale und will in der Ende August beginnenden neuen Saison „erneut angreifen“, so Lehmann. „In den Liga-Spielen präsentieren wir Potsdam deutschlandweit, bei internationalen Turnieren sogar europaweit. Wir haben Nachwuchsmannschaften in vier Altersklassen, betreuen in Kooperation mit Potsdamer Schulen etwa 60 Kinder, haben soziale Projekte wie den Sanssouci-Pokal – das deutschlandweit größte Nachwuchsturnier für Kinder – und mit Potsdamer Schulen Projekte für Gewaltprävention.“ Außerdem stelle der USV einen Großteil des Rugby-Auswahlteams der Uni Potsdam, das bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften bislang fast immer eine Medaille holte.

Bei aller gegenwärtiger Verunsicherung „wollen wir unbeirrt weitermachen“, erklärt Robby Lehmann. „Wir werden alles daransetzen, dass Rugby auch in den nächsten Jahren in Potsdam gespielt und gelebt werden kann.“ Offen sei aber, wo dies geschehen werde. Michael Meyer

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