Homepage: Uni will fünf Professuren für Inklusion
2019 könnten die ersten „Inklusionspädagogen“ in den Schuldienst entlassen werden: Die Universität Potsdam will ab dem Wintersemester 2013/14 einen Studiengang für Grundschullehrer mit dem Schwerpunkt „Inklusion“ anbieten – also Spezialisten für den vom Bildungsministerium gewünschten gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen ausbilden. Derzeitigen Planungen zufolge soll der neue Studiengang neben der Fachausbildung in Deutsch und Mathematik insgesamt 99 Leistungspunkte im Bereich allgemeine Inklusion und in den drei Förderschwerpunkten Sprache, Lernen und emotional-soziale Entwicklung umfassen, erklärte Agi Schründer-Lenzen, Professorin für Allgemeine Grundschulpädagogik und -didaktik, bei den diesjährigen „Tagen der Lehrerbildung“ an der Uni Potsdam.
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2019 könnten die ersten „Inklusionspädagogen“ in den Schuldienst entlassen werden: Die Universität Potsdam will ab dem Wintersemester 2013/14 einen Studiengang für Grundschullehrer mit dem Schwerpunkt „Inklusion“ anbieten – also Spezialisten für den vom Bildungsministerium gewünschten gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen ausbilden. Derzeitigen Planungen zufolge soll der neue Studiengang neben der Fachausbildung in Deutsch und Mathematik insgesamt 99 Leistungspunkte im Bereich allgemeine Inklusion und in den drei Förderschwerpunkten Sprache, Lernen und emotional-soziale Entwicklung umfassen, erklärte Agi Schründer-Lenzen, Professorin für Allgemeine Grundschulpädagogik und -didaktik, bei den diesjährigen „Tagen der Lehrerbildung“ an der Uni Potsdam. Voraussetzung für die Umsetzung sei aber die Genehmigung und Finanzierung von fünf neuen Professuren durch das Land, betonte sie.
Ziel sei es, Inklusionspädagogen auszubilden, die an den Schulen als „ganz normale Klassenlehrer“ arbeiten können, erläuterte Schründer-Lenzen. Das sei mit der bisher üblichen Ausbildung zum Sonderpädagogen nicht möglich gewesen: Denn hier konnten die Studierenden zum sonderpädagogischen Teil nur ein Unterrichtsfach wählen. Auch in der regulären Lehrerausbildung soll die Inklusion künftig eine größere Rolle spielen, sagte Roswitha Lohwaßer vom Zentrum für Lehrerbildung, Organisatorin der „Tage der Lehrerbildung“. Geplant sind zudem Fortbildungen für Lehrer am WiB e.V. (Weiterqualifizierung im Bildungsbereich), einem An-Institut der Universität. „Wir wollen so schnell wie möglich beginnen“, sagt Lohwaßer.
Beim Wissenschaftsministerium will man die Pläne derzeit noch nicht kommentieren: Über die Strukturänderungen und damit zusammenhängende finanzielle Forderungen sei man noch mit der Uni im Gespräch, sagte Ministeriumssprecher Hans-Georg Moek auf PNN-Anfrage. Das Ziel von Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) ist indes klar: Bis 2019 will sie an den märkischen Grundschulen unter dem Motto „Schule für Alle“ den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung umsetzen, an landesweit 72 Pilotschulen ist dafür bereits der Testlauf gestartet (PNN berichteten).
Dass das Thema nach wie vor die Gemüter erregt, zeigte sich auch auf einer Podiumsdiskussion bei den Lehrerbildungstagen, zu der mehr als 100 Gäste gekommen waren – darunter neben Studierenden und Wissenschaftlern auch Ministeriumsmitarbeiter und Lehrer. Für Aufregung sorgte etwa die Aussage der Inklusionsexpertin Lisa Pfahl von der Universität Bremen, Kinder kämen an Sonderschulen „jeden Tag zu Schaden“, weil sie dort praktisch keine Aussicht auf Bildungserfolge hätten: „Das ist eine Menschenrechtsverletzung, mit der wir aufhören müssen“, erklärte Pfahl mit Bezug auf die von den Vereinten Nationen verabschiedete und von Deutschland ratifizierte Behindertenrechtskonvention. Aufgeworfen wurde auch die Frage nach inklusivem Unterricht in den weiterführenden Schulen: „Es kann ja nicht sein, dass diese Schüler dann ausschließlich an Hauptschulen verbleiben“, sagte Lisa Pfahl. Ziel müsse sein, die historisch gewachsene Trennung von Sonderpädagogik und Allgemeiner Pädagogik wieder aufzuheben. Jana Haase
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