Schlange stehen für den Seminarordner: Universität Potsdam lehnt neue VG-Wort-Regelung ab
Studierende und Dozenten der Universität Potsdam blicken nervös aufs Jahresende. Denn dann läuft der Rahmenvertrag der Hochschulen mit der VG Wort ab, der bislang ermöglichte, eingescannte Literatur unkompliziert über Online-Lernplattformen für alle Studierenden zur Verfügung zu stellen.
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Studierende und Dozenten der Universität Potsdam blicken nervös aufs Jahresende. Denn dann läuft der Rahmenvertrag der Hochschulen mit der VG Wort ab, der bislang ermöglichte, eingescannte Literatur unkompliziert über Online-Lernplattformen für alle Studierenden zur Verfügung zu stellen. Der neue Rahmenvertrag sieht Einzelabrechnungen statt einer pauschalen Abgabe vor. Das digitale Verfahren hatte die Weitergabe von Lernmaterialien stark vereinfacht, das Schlange stehen in Bibliotheken und an Kopierern war dadurch überflüssig geworden.
Die Universität Potsdam lehnt den Rahmenvertrag zusammen mit den anderen Hochschulen des Landes ab. Mit dem neuen Verfahren gehe ein „unverhältnismäßig hoher organisatorischer und technischer Aufwand“ einher, der nicht zu vertreten sei. „Vor allem für die Studierenden ergibt sich daraus ein großer Nachteil“, so Uni-Sprecherin Silke Engel. Brandenburgs Hochschulen wollen nun zusammen mit den Bundesländern Niedersachsen, NRW, Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Thüringen Front gegen das neuen Vertragswerks machen. Ziel sind Nachverhandlungen – die Uni Potsdam hofft auf einen Kompromiss bis zum Jahresende. „Zeichnet sich jedoch kein Kompromiss ab, ist ab 1. Januar 2017 eine ,unsichere Rechtslage’ zu erwarten“, erklärte Uni-Sprecherin Engel auf Anfrage. „Ab dann sollten keine Lehr- und Lernmaterialien mehr eingestellt werden“, so Engel. Dies müsse eingehalten werden, damit keine urheberrechtlichen Verstöße angemahnt und damit Strafzahlungen verlangt werden könnten. Die Uni-Leitung will das Vorgehen gegebenenfalls noch vor Jahresende innerhalb der Hochschule kommunizieren.
Der Studierendenausschuss Asta geht sogar so weit, den Studierenden zu empfehlen, sich alles angebotene Materialien vor dem 1. Januar 2017 herunterzuladen und extern zu sichern. Der AStA lehnt die Neuregelung des Rahmenvertrags kategorisch ab: „Bildung muss in unseren Augen weiterhin offen und frei für alle bleiben“, so Asta-Referentin Jessica Obst.
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