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Landeshauptstadt: Unkenteich im Schlosspark

Gemeinsam für Kriechtiere in Sacrow: Stiftung und Naturschutz

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Sacrow - Im Sacrower Schlosspark gibt es jetzt einen Unkenteich. Treffender wäre die Bezeichnung Amphibienteich, meint Gerd Schurig, denn in dem Gewässer haben sich mehrere, teils seltene Kriechtierarten angesiedelt. Der Gartenkustos der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten betreut seit Anfang der 90er Jahre, als das Gebell der hier ausgebildeten Zollspürhunde verstummte, die Rückführung des später in das Welterbe aufgenommen Parks auf seine ursprüngliche Gestalt. Am Anfang stand neben dem Abbau der Grenzanlagen die Entfernung der Bauten der Hundestation und der von ihr hinterlassenen Altlasten. Dafür standen Fördermittel aus dem Vermögen der ehemaligen DDR-Parteien zur Verfügung. Bei den Arbeiten wurden zwei Kläranlagen gefunden, eine größere dritte wollte die Zollverwaltung östlich vom Schloss wohl noch bauen, und die dazu gehörenden Abwasserkanäle. Tonnenweise wurden Schutt und Kohlegrus entsorgt. Anschließend wurde die Bodenmodellierung des Park im Groben wiederhergestellt, doch das Ergebnis befriedigte die Gartendenkmalpfleger nicht. Recherchen im Landeshauptarchiv brachten dann neue Erkenntnisse.

Schon als der friderizianische General und spätere Gouverneur von Spandau Graf Johann Ludwig von Hordt Mitte des 18. Jahrhunderts Gut Sacrow übernahm, ließ er bei der Gestaltung der Gartenanlagen östlich des neu errichteten, bis heute erhaltenen Herrenhauses einen Teich anlegen. In seinem „Verschönerungs-Plan vom Park zu Sacrow“ sah Peter Joseph Lenné 1841 vor, die östlich gelegene Havelbucht, „Kessel“ genannt, bis an das Schlösschen heranzuführen. Dabei wäre allerdings die Zufahrt zur Fähre und zum Fährkrug verloren gegangen, und so blieb diese Idee nicht nur aus finanziellen Gründen unausgeführt.

Mit dem Bau des Sacrow-Paretzer Kanals sank Anfang des 20. Jahrhunderts der Wasserspiegel, und die in Park noch vorhandenen feuchten Senken verlandeten. 1930/31 wurden sie bei Abbaggerungen der Wasserlinie für den Schiffsverkehr dann kurzerhand mit dem anfallenden Spülsand verfüllt. Diese Forschungsergebnisse veranlassten die Stiftung zu Grabungen. Dabei konnten die gelben Füllsandschichten, die sich deutlich vom torfigen Untergrund abhoben, ohne Schwierigkeiten ermittelt werden. Sie sind inzwischen abgebaggert worden, so dass die ursprüngliche Bodenmodellierung und der Teich wieder hergestellt werden konnten.

Mit dem Naturschutz, bisher oftmals Widerpart der Gartendenkmalpfleger, hat die Stiftung eng zusammengearbeitet und ist dabei auch Kompromisse eingegangen. An Stellen, wo wertvolle Bäume und Lerchenspornbestände aufgewachsen sind, wurde auf eine Abbaggerung verzichtet. Auch die von Lenné vorgesehene Sichtachse hinüber zum Schloss auf der Pfaueninsel bleibt fragmentarisch, um nicht in den Erlenbruchwald an der Bucht eingreifen zu müssen. Die Untere Naturschutzbehörde der Stadt hat ihrerseits eingewilligt, dass das Röhricht einmal jährlich gemäht wird, weil sonst das Gewässer in wenigen Jahren verlanden würde. Im Frühjahr folgt noch eine Randbepflanzung des Uferstreifens.

Gerd Schurig hatte nicht damit gerechnet, dass im neu angelegten Amphibienteich das ganze Jahr über Wasser steht. Doch so ist es. Auf die Stiftung kommen nun auch Naturschutzaufgaben zu. Sie wird einen Krötenzaun aufstellen, um die Amphibien gefahrlos über die Fährzufahrt zu bringen. Auch der Bestand soll dabei kontrolliert werden. Nachgedacht wird über den Bau eines Krötentunnels.

Gartendirektor Michael Rohde wertet den „Unkenteich“ als hoffnungsvollen Anfang einer künftig engeren Zusammenarbeit zwischen Stiftung und Naturschutz. Durch derartige gemeinsam verwirklichte Projekte könnten Spannungen abgebaut werden und einem vertrauensvollen Miteinander Platz machen.

Erhart Hohenstein

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