Links und rechts der Langen Brücke: Unnötig
Henri Kramer denkt, dass sich junge Potsdamer auch ohne ein Extra-Parlament artikulieren können
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Alle Jahre wieder gibt es in Potsdam eine Diskussion, ob die Stadt ein Jugendparlament benötigt. Aktueller Anlass ist die Jugendkulturdebatte, bei der Verwaltung und junge Potsdamer aneinander vorbeireden. Ob ein Jugendparlament da Abhilfe schaffen kann, ist zweifelhaft. Zunächst gibt es mit dem Kinder- und Jugendbüro bereits eine offizielle Einrichtung, die mit Hilfe von Umfragen und Jugendforen die Meinung junger Potsdamer bündeln und in den politischen Raum tragen soll. Langfristig und mit festen Mitarbeitern. Das ist ein sinnvoller Weg, der als Ersatz für ein Jugendparlament geschaffen wurde und bislang funktioniert, die erfolgreichen U18-Wahlen im Herbst haben das gezeigt. Muss es mehr sein?
Natürlich hört sich das Wort „Jugendparlament“ toll an und klingt es wunderschön, dass sich junge Menschen in so einer Form beteiligen können. Der Begriff suggeriert Mitsprache, direkte Einflussnahme. Doch ein Haushaltsrecht kann einem Jugendparlament nicht übertragen werden, außer seine Vertreter würden von jenen gewählt, für die sie sprechen sollen. Aber ein Wahlkampf unter Jugendlichen? Wo solche Versuche enden, lässt sich alljährlich beim Studentenparlament der Universität Potsdam verfolgen. Dort dominieren wegen der äußerst geringen Wahlbeteiligung vor allem radikale Linke, weil deren Anhänger immer wählen gehen. Zudem gerieren sich die Jung-Parlamentarier in diesem Gremium noch verbissener als ihre Kollegen in echten Parlamenten. Verhaltensweisen von erwachsenen Politikern werden in kompromissloser Härte kopiert, obwohl nur über den kleinen Studenten-Haushalt diskutiert wird. Schöne Aussichten für ein noch jüngeres Parlament
So gleicht die Idee Jugendparlament einem Dilemma. Denn wird so eine Institution mit zu wenig Befugnissen ausgestattet, sind Enttäuschungen bei anfangs enthusiastischen Jugendlichen vorprogrammiert. Irgendwann geht niemand mehr hin, weil es nichts zu entscheiden gibt. So ist die momentane Entscheidung, der Jugend mit Hilfe des Kinder- und Jugendbüros und dessen Umfragen eine Stimme zu geben, ausreichend. Die Stadt muss nur genau(er) zuhören. Bleibt das aus, muss sie mit Protesten von Jugendlichen rechnen. Junge Menschen können sich auch ohne Parlament artikulieren.
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