
© A. Klaer
Von Hella Dittfeld: „Uns laufen die Kunden weg“
Innenstadthändler wollen mit Landtagsabgeordneten über die Sonntagsöffnungszeiten diskutieren
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Potsdams Innenstadthändler formieren ihren Protest. „Wir müssen unsere Bemühungen koordinieren und zu einer konzertierten Aktion kommen“, forderte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Innenstadt Potsdam (Agip), Wolfgang Cornelius, beim gästeoffenen Treffen der Agip am Montagabend. Die zahlreich erschienenen City-Händler waren sich einig, dass die Sonntagsöffnungserlaubnis nur für Geschäfte mit Tourismus-Sortiment nicht nur den Ruin der Geschäftsleute bedeute, sondern auch den Tod des Innenstadtlebens. „Wenn die City keine Angebote macht, bleiben die Touristen weg. Am Sonntag sind schon erheblich weniger Berliner gekommen“, sagte Einzelhändler Jürgen Riedel. Es dürfe deshalb keine allzu lange Zeit mit Diskussionen vergehen. Wenn die Kunden sich erst einmal umorientiert hätten, seien sie für immer verloren, meinte er.
Potsdams Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs, der regelmäßig an den Agip-Treffen teilnimmt und um eine Stellungnahme gebeten wurde, erklärte: „Wir arbeiten in der Verwaltung fieberhaft an einer Übergangslösung, die uns Zeit verschafft.“ Ein Gesetz werde nicht von heute auf morgen noch einmal verändert, doch wenn es sich „als untauglich erweist, muss es eben noch einmal angefasst werden“. Man wolle dabei keine „Lex Potsdam“, betonte Frerichs, sondern tourismusverträgliche Öffnungszeiten für alle Bereiche mit historischen Sehenswürdigkeiten und Tourismusverkehr. Cornelius versprach, sich mit allen Landtagsparteien, speziell aber mit Vertretern der rot-roten Regierungskoalition in Verbindung zu setzen und sie kurzfristig zu einem Treffen einzuladen.
Das Argument, die Verkäuferinnen hätten ein Recht auf ihren freien Sonntag, das Brandenburgs Arbeitsminister Günter Baaske (SPD) vertrete, sei falsch, sagten sowohl Karstadt-Kaufhaus-Chef Harald Kirchfeld wie auch Cornelius aus seiner früheren Berufspraxis als Parfümerie-Besitzer heraus. Sonntagsarbeit sei freiwillig, so Kirchfeld, er habe aber so viele Angebote für die verkaufsoffenen Sonntage, dass er gar nicht alle berücksichtigen könne. Die Verkäuferinnen würden gern den Sonntagszusatzverdienst mitnehmen und dafür in der Woche frei machen, versicherten beide.
Begrüßt wurde von Cornelius die Umgestaltung der Wilhelmgalerie, die Platz schaffe für das Sportgeschäft „Der Aussteiger“. Dorthin gehöre der Sportartikel-Fachhandel und nicht ins Kirchsteigfeld, so Cornelius. Wie bekannt, gibt es Pläne für ein Einzelhandelszentrum „Drewitz-Park“ zwischen Kirchsteigfeld und Autobahn. Nachdem die Stadtverordneten die Notbremse zogen, werden jetzt verschiedenste Varianten einer möglichen Entwicklung der Fläche, die ursprünglich für Gewerbe vorgesehen war, diskutiert.
Cornelius ist erklärter Gegner eines „Drewitz-Centers“. Ein Sportanbieter wie „Decathlon“ mit „Riesenausmaßen“ im Kirchsteigfeld würde die Geschäfte in der City kaputt machen. Frerichs betonte, dass Potsdam dringend Flächen für Gewerbeansiedlungen brauche. Derzeit fehlten rund 40 000 Quadratmeter. Es müsse nur das richtige Gewerbe für den richtigen Ansiedlungsort gefunden werden.
Auf die Ansiedlung von C & A als Ankergeschäft im Luisenforum warten die Innenstadthändler und bedauern, dass sich dort noch gar nichts tue. Eine PNN-Anfrage an C & A blieb gestern unbeantwortet. Attraktiv ist die Brandenburger Straße dennoch: Trotz hoher Mieten finden Läden schnell Nachmieter. Im Haus Nummer 63, in dem einst Thürmann Backwaren anbot und sich Nancy’s Gastronomie befand, etablierte sich ein Bekleidungsgeschäft und es zieht eine Apotheke ein. An der Ecke Jägerstraße will noch vor Ostern „Lindner“ Feinkost bieten.
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