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Bei allem Erfolg stets auch kritisch. Dietmar Demuth (54) ist seit 7. Oktober 2007 Cheftrainer des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03.

© Manfred Thomas

Sport: „Unser Kader ist groß genug“

Babelsberg-03-Trainer Dietmar Demuth über die Regionalliga-Hinrunde und seine weitere Saison-Planung

Stand:

Herr Demuth, Ihre Mannschaft steht nach der Hälfte der Fußball-Regionalliga-Saison mit vier Punkten Vorsprung vor Wolfsburg II an der Tabellenspitze. Hatten Sie vor Beginn des Spieljahres mit einer so deutlichen Führung gerechnet?

Nein, denn das konnte man nicht. Unser Ziel war es von Anfang an, ganz oben mitzuspielen und den Aufstieg in Angriff zu nehmen. Aber dass es so gut läuft wie in den vergangenen Wochen und Monaten, das war nicht vorhersehbar. Erfreulich und wichtig war auch, dass wir mit 39 Punkten fünf mehr als in der ersten Halbserie des letzten Jahres holten. Damit haben wir uns eine sehr gute Ausgangsposition für die Rückrunde geschaffen.

Sie haben die letzten zwölf Spiele nicht verloren und elf dieser Partien gewonnen. Woran vor allem führen Sie als Cheftrainer diese Nulldrei-Dominanz zurück?

Zum einen auf die letzte Saison, in der wir schon gemerkt haben, dass wir mit allen Mannschaften mithalten können. Und zum anderen auf die personellen Verpflichtungen im Sommer, durch die unser Kader wesentlich verstärkt wurde.

Dabei klappte in den Punktspielen zunächst nicht viel. Nach fünf Spielen war der SVB nur Tabellen-Zwölfter. Erst als Sie das Wort Aufstieg aus dem offiziellen Wortschatz strichen, spielte die Mannschaft wie befreit auf.

Wenn man, wie wir bis dahin, keine gute Saison spielt und so weit unten steht, ist es vermessen, vom Aufstieg zu sprechen. An unsere Aufstiegs-Chance haben wir aber weiter geglaubt. Dass wir uns dann Stück für Stück hoch gearbeitet haben, hat vor allem mit unserer Rückkehr zum 4-2-3-1-System zu tun.

Sie hatten es bis dahin mit einem 4-4-2 – also einer Vierer-Abwehrkette, einem Vierer-Mittelfeld als Raute und vorn zwei Stürmern – versucht. Jetzt spielen Sie wieder mit zwei sogenannten Sechsern vor der Abwehr und nur noch einer Spitze.

Dieses System liegt unserer Mannschaft einfach mehr. Außerdem sind wir so schwerer ausrechenbar. Deshalb werden wir auch in der weiteren Saison so spielen.

Mancher Augenzeuge redet auch vom sprichwörtlichen Babelsberger Glück, weil das Siegtor mehrmals erst kurz vor dem Abpfiff fiel.

Im Fußball gehört auch oft eine Portion Glück dazu. Aber in den betreffenden Spielen waren wir immer überlegen, und wenn man erst in der 90. Minute trifft, ist das auch nicht verboten. Das zeigt, dass wir bis zuletzt powern können und dass unsere Jungs bis zuletzt an ihre Chance glauben.

In welchen Mannschaftsteilen haben Sie im Saisonverlauf die größten Fortschritte festgestellt?

Zum einen im Mittelfeld, in dem der Konkurrenzkampf am größten ist. Mit Patrick Moritz und Sven Hartwig machen hier zwei Spieler ordentlich Druck auf die anderen, und als beide jetzt beim FC St. Pauli II von Anfang an spielten, haben sie ihre Sache gut gemacht. Zum anderen agieren wir auch im offensiven Bereich wesentlich kompakter, sind wir da schwerer ausrechenbar.

Wie erklären Sie sich den Leistungsschub Daniel Frahns, der mittlerweile 14 mal traf?

Unsere Rückkehr zum alten System hat ihm gutgetan, denn von außen kann er seinen Raum besser nutzen. Die vier Tore, die er beim 6:1 beim Hamburger SV II erzielt hat, waren wie eine Initialzündung für ihn. Solche Tore sind für das Selbstvertrauen gerade eines so jungen Stürmers wie ihn enorm wichtig. Daniel Frahn weiß aber, dass seine Torerfolge Ergebnis einer insgesamt guten Mannschaftsleistung sind.

Die Abwehr scheint dagegen nicht mehr ganz so souverän wie vor Jahresfrist zu stehen – oder täuscht der Eindruck?

Das stimmt. Wir stehen zwar immer noch ganz gut, hatten aber ein paar Wackler, die jetzt hoffentlich ausgeräumt sind. Zuletzt beim FC St. Pauli II sah das schon erfreulicher aus.

Bis Weihnachten hat Ihre Mannschaft noch die Spiele am kommenden Samstag bei Hertha BSC II und dann am 18. Dezember zu Hause gegen Chemnitz vor sich. Wird Babelsbergs Erfolgsserie bis dahin halten?

Ich bin kein Prophet, sonst würde ich Lotto spielen. Aber wir wollen als Tabellenführer überwintern. Mit wie vielen Punkten Vorsprung das sein wird, muss man sehen.

Wie lange geben Sie Ihren Spielern über die Feiertage frei?

Direkt nach dem Spiel gegen Chemnitz ist noch das Auslaufen geplant, am Samstag dann die Mannschafts-Weihnachtsfeier, und dann haben die Jungs ihre verdiente Pause. Am 11. Januar werden wir wieder mit dem Training beginnen.

Babelsbergs Frühjahrsrunde soll bereits am 12. Februar mit dem Spitzenspiel beim VfL Wolfsburg II beginnen – reicht die Zeit bis dahin zur Vorbereitung?

Ja, fünf Wochen sind genug. Man muss den Start nicht zu lange hinauszögern.

Werden Sie im Winter wieder ein Trainingslager im türkischen Lara beziehen?

Ja, ab Ende Januar. Wir haben dort bisher immer gute Erfahrungen mit den Bedingungen und Testspielgegnern gemacht.

Sehen Sie die Notwendigkeit, personell in der Winterpause noch aufzurüsten?

Wenn uns im Winter kein Spieler verlässt, ist unser Kader groß genug – wenn auch unsere derzeitigen Langzeitverletzten wieder zur Verfügung stehen.

Wie sieht es denn mit ihnen aus?

Rainer Müller und Rico Eichstädt können nach ihrer Knie- beziehungsweise Leisten-Operation die Vorbereitung hoffentlich wieder mitmachen. Mit Felix Dojahn plane ich nach seinem Kreuzbandriss und der erfolgten Operation dagegen nicht mehr für die Rückrunde.

Das Interview führte Michael Meyer.

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