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„Prinzip Collage“: Eine Ausstellung im Waschhaus zeigt Arbeiten von Lehramtsstudenten

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Es war einer dieser Uni-Tage. Wieder einmal völlig übermüdet hing Forster Herchenbach, der nachts gern mal Musik macht mit seiner Band, über seinem Tisch im Kunstseminar. Und wieder einmal sollte er eine geistige und körperliche Arbeit leisten, deren Sinn ihm nicht ganz klar wurde. Und zwar einen braunen Kunstgegenstand aus Metall auf einer zweidimensionalen Fläche zum Thema „Schwäche“ schaffen. Sein Kopf war schwer, der Druck wuchs – bis ihm plötzlich eine Art Wunschtraum-Idee kam: ein Gehirndruckregulator. Das wars. Und das würde sich auch sicher irgendwie mit dem Thema Kunst verbinden lassen, dachte er sich. Und machte sich an die Arbeit.

Das Ergebnis seines geistigen Überdrucks ist nun im Waschhaus zu sehen, in der Ausstellung „Prinzip Collage“, die Potsdamer Lehramtsstudenten mit dem Fach Kunst unter Leitung von Claudia Güttner auf die Beine stellten. 30 Objekte aus zwei Semestern künstlerischer Arbeit stehen in dem weißgetünchten Raum, der, seit der Eröffnung des Waschhaus-Kunstraums nebenan, als Galerie ab Juli ausgedient hat.

Wie der Name der Schau schon sagt, geht es um Collagen. Um das Erzeugen von etwas Neuem aus Vorgefundenem oder Unfertigem. „Man findet ein Material und lässt sich dadurch zu einer ästhetischen Idee verleiten“, erklärt die Kunstdozentin. Dabei läuft das Kunstmachen in Claudia Güttners Seminar anders herum, als man sich das gewöhnlich vorstellt. Die Studenten sollen keine inhaltstriefenden Kunstobjekte schaffen. Die vorgegebenen Themen sind zweitrangig. Sie sollen vielmehr ästhetische Objekte kreieren, etwas Formschönes aus Collagestücken zusammensetzen. „Wenn man die Themen zu wichtig nimmt, sind die Werke hinterher oft zu kopflastig und nicht unbedingt sehr ästhetisch“, sagt die Dozentin. Das hat sie in früheren Kursen erlebt.

Form vor Inhalt. Vielleicht ist das der Grund, warum den meisten der Werke eine gewisse Spannung fehlt.

Die Dozentin aber, ist, aus ästhetischer Sicht, zufrieden mit dem, was im Seminar zustande gekommen ist.

Celtina le Moal hat zum Thema Eintagsfliege in einen Drahtrahmen aus Leuchtketten einen Fliegenfänger gehängt, an dem eine CD klebt. Nicole du Hamel stellt unter dem Titel „Schwäche“einen Kasten aus, den sie in drei Räume unterteilt hat. In jedem zeigt sie einen „bedrohten“, streichholzgroßen Stab, über dem im ersten Fach ein großer Stein hängt, der im nächsten einsam in eine Ecke gedrängt steht und im übernächsten unter einem Netz gefangen scheint. Auch Julia May arbeitet mit einem Stein, der gefährlich nah über einem zerbrechlichen Objekt, einem Turm aus Gläsern, hängt. Sie nennt ihr Objekt denn auch „Damoklesschwert“.

„Bewährtes Bewahrtes“ ist die Schachtelkunst von Selma Neumann überschrieben. Auf Metallstangen hat sie mobilegleich Schachteln verschiedener Größen und Farben, aus Karton oder Blech, angebracht. Manche sind geöffnet, andere verraten nicht, was in ihnen steckt. Doch alle scheinen ein bewegtes Schachtelleben hinter sich zu haben, die Verzierung ist oft abgeblättert, die Kanten verschlissen. Jedes Objekt erzählt seine Geschichte, man muss sich die Kästchen nur lang genug ansehen. Juliane Sigmund hat ein „Zeitfenster“ gebaut. In einem weißen Fensterrahmen hängen Uhren mit Ziffernblatt. Das aus dem Rahmen gebrochene Glas steckt noch in kleinen Splittern im Holz.

Weiter gibt es in der Schau Arbeiten mit Metall und Holz zu sehen. „Kreisblech mit Kugel“ ist ein schön anzuschauendes, meterhohes Objekt von Astrid Ehrig. Die Studentin fügte eine Holzkugel in eine stehende Blechscheibe ein, dort wo sie ein entsprechend großes „Tortenstück“ aus dem Kreis geschnitten hat.

Schön auch die Bilder von Katarina Harms. Die Studentin hat Haarbilder geklebt, so fein, dass die dunklen Locken und Strähnen an dünne Pinselstriche erinnern.

Die künftigen Lehrer haben das kurzfristige Lernziel erreicht: experimentieren, so dass dabei ästhetische Werke herauskommen. Das langfristige Ziel ist laut Dozentin, dass sie später Schüler für Kunst begeistern, sie entdecken zu lassen, was man aus verschiedenen Materialien alles machen kann. Kunst soll Spaß machen – ganz ohne Gehirndruck. Marion Hartig

bis 4. Juli, Mo bis Fr 16 bis 20 Uhr, So 14 bis 20 Uhr

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