ATLAS: Unterirdisch

Eigentlich müsste es das Landratsamt von Potsdam-Mittelmark wissen: Gerade die Unterbringung von Flüchtlingen ist ein sensibles Thema, bei dem man die Bürger mitnehmen muss, damit Integration gelingen kann. Doch dieser durchaus logische und im benachbarten Potsdam mit Erfolg praktizierte Ansatz scheint in der Kreisverwaltung unter SPD-Mann Wolfgang Blasig noch nicht angekommen zu sein.

Nicht anders ist es erklärlich, dass bereits ab Montag die Turnhalle des WolkenbergGymnasiums in Michendorf als Flüchtlingsunterkunft benötigt wird – doch erst Mitte der Woche erfuhren Schule und die betroffenen Sportvereine davon. Umso ehrenvoller ist es, dass Schüler und ihre Lehrer sich kurzfristig entschlossen haben, an diesem Wochenende bei der Räumung der Turnhalle zu helfen. Doch das Landratsamt muss sich fragen lassen, ob es eine derart unterirdische Informationspolitik in Sachen Flüchtlinge so auch in Zukunft betreiben will. Es kann ja sein, dass kurzfristig Flüchtlinge in einer Sporthalle untergebracht werden müssen, weil anderswo zum Beispiel ein geplantes Asylbewerberheim nicht schnell genug bereitsteht oder ein Gebäude doch nicht geeignet ist. Allerdings: Mit solchen Fällen muss man rechnen. Behörden müssen mögliche (Ersatz-)standorte für Flüchtlingsheime Monate vorher – auch öffentlich – kenntlich machen, damit Bürger wissen, womit sie im Fall der Fälle kurzfristig rechnen müssen. In Potsdam wird so verfahren, aus guten Gründen.

Denn wer wie das Landratsamt von Potsdam-Mittelmark Bürger innerhalb von nur Tagen vor Tatsachen stellt, spielt Rechtspopulisten in die Hände – zumal noch nicht einmal Zeit bleibt, Initiativen in Gang zu setzen, die Hilfe für die Flüchtlinge anbieten.