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Landeshauptstadt: Unterricht im Tarnanzug

Jens Sauermann hat als Bundeswehr-Zeitsoldat eine Ausbildung zum Bürokaufmann absolviert

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Es ist eine seltsame Vorstellung: In der Klasse sitzen die Azubis in Tarnfleckanzügen und lernen, wie man ein Büro aufbaut, Tabellen erstellt, Briefe verfasst. An einer solchen „zivilberuflichen Ausbildung“ nahm Jens Sauermann teil. Seit kurzem ist der Zeitsoldat nun auch Bürokaufmann. „Das ist der große Reiz bei der Bundeswehr“, sagt er: „Man kann sich jederzeit umorientieren.“

Zwölf Jahre lang hat sich Jens Sauermann insgesamt verpflichtet, in diesem Jahr ist Halbzeit. Momentan ist der 27-jährige Berliner in Potsdam stationiert. Hier arbeitet er in der Abteilung „Ziel- und Wirkungsanalyse“: Er werte Satellitenbilder aus, übersetzt er.

Die Entscheidung für die Bundeswehr traf der gelernte Elektroinstallateur 2001: Damals sah es „wirtschaftlich draußen nicht so rosig“ aus, erinnert er sich. Bei der Armee lockten sichere Zukunftsaussichten. Als er als Klimaanlagentechniker einstieg, habe er bereits Freunde bei der Bundeswehr gehabt, erzählt Sauermann. Alle hätten ihm zugeraten. Auch von den Eltern werde er unterstützt.

Selbst die Aussicht, von nun an in einer Kaserne wohnen zu müssen, schreckte ihn nicht ab: Im Handwerk sei man schließlich auch die ganze Woche auf Montage, argumentiert er. Die Wohnungsfrage ist für ihn „nicht ausschlaggebend“. Mittlerweile hat er eine regelrechte Odyssee absolviert: Goslar, Husum, Sonthofen und Köln sind nur einige der Orte, in denen er stationiert war. Selbst im Ausland ist er gewesen: Afghanistan. Nun also Potsdam. „Bundeswehr findet bundesweit statt“, sagt Norman Zager, Wehrdienstberater in Potsdam, der Sauermann zum Gespräch begleitet hat. Die „hohe Fluktuation“ sei „normal“, erklärt der Oberleutnant.

Die Dienstgrade sind überhaupt ein Kapitel für sich: Jeder Dienstmonat, jeder Weiterbildungskurs führt Sauermann einen Schritt weiter auf dem Weg zum „Oberfeldwebel“, den er nach zwölf Jahren maximal erreichen kann. Der Dienstgrad spiegelt sich auf den Schulterstücken der Uniform wieder, wie Zager anhand eines Plakates mit der kompletten Übersicht erläutert. 29 Varianten gibt es allein innerhalb des Heeres. Noch in diesem Jahr wird Sauermann den „Feldwebel“ schaffen. Sein Schulterstück wird dann zwei aufgestickte Ecken tragen. Bis jetzt sitzt dort nur ein Knopf.

Ob er als „Oberfeldwebel“ dann ins zivile Leben entlassen wird, ist noch unklar. Zwar spielt Sauermann mit dem Gedanken, als „Berufssoldat“ weiterzumachen: „Ich will auf jeden Fall versuchen, länger dabei zu bleiben“, sagt er. Allerdings werden nur etwa ein Drittel aller Zeitsoldaten als Berufssoldaten eingestellt, erklärt Zager. Deshalb verliert Sauermann auch die Vorbereitung für das Leben „draußen“ nicht aus dem Blick.

Daher auch die Ausbildung zum Bürokaufmann. 21 Monate lang hieß es für Sauermann nach dem Antreten sieben Uhr: Schulalltag. Mit Bussen ging es von der Kaserne in eine „zivile Stätte“. Von den „soldatischen Pflichten“ sei er während der Ausbildung allerdings nicht entbunden gewesen, erklärt Sauermann. Worin die bestehen? „Sport und Schießen.“ Jana Haase

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