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Das Ende der Kreidezeit: Mit Whiteboards können Kinder interaktiver lernen und alte tafelbilder immer wieder abrufen.

© dpa

Der pädagogische Nutzen interaktiver Tafeln: Unterricht neu denken mit Whiteboards

Der Medienpädagoge Michael Retzlaff begleitet Schulen bei ihren ersten Versuchen mit neuer Technik - etwa so genannten Smart- oder Whiteboards.

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Herr Retzlaff, was bringen den Schulen die interaktiven Whiteboards, die IWBs?

Mit interaktiven Tafeln lässt sich Unterricht neu denken, strukturieren und praktisch umsetzen. Darüber hinaus können die Schüler ihre Erfahrungen, die sie außerhalb der Schule sammeln, durch Smartphones etwa, in den Unterricht gewinnbringend einbinden.

Michael Retzlaff, 61, ist studierter Pädagoge und Referatsleiter der Abteilung Medienbildung am Lisum, dem Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg, in Ludwigsfelde.

Aber gucken die Schüler dann nicht noch öfter einfach auf einen Bildschirm und leben in einer virtuellen Welt?

Es geht nicht darum, passiv in einen Bildschirm zu schauen, sondern aktiv mit den Medien zu arbeiten. Auch die Lehrer haben mehr Möglichkeiten, interaktive Tafelbilder zu gestalten und dabei die Schüler aktiv einzubeziehen und den Unterricht als einen gemeinsamen Lernprozess zu entwickeln. Es ist viel motivierender, die Arbeit an einem Thema gemeinsam weiterzuführen und nicht mit dem Klingelzeichen das Ergebnis des Lernprozesses an der Tafel abzuwischen und im Nirwana versinken zu lassen.

Welchen Nutzen bringen die IWBs in der Grundschule - reichen gerade dort nicht die klassischen Tafeln?

Schüler im Grundschulalter lernen noch nicht abstrakt wie in der Oberstufe, sondern sind auf anschauliche Elemente angewiesen. Das bildhafte Lernen ist in diesem Alter besonders wichtig. IWBs bieten da vielfältige Möglichkeiten.

Ist es für alle Schulen sinnvoll, Whiteboards anzuschaffen?

Es ist ganz wichtig, dass die Lehrer ein pädagogisches Konzept für die multimediale Nutzung der IWBs haben. Nur weil es andere haben, sollten sich<TH>Schulen keine IWBs anschaffen. Ohne Methodik und Didaktik werden Whiteboards nur zum Spielzeug der Lehrer.

Wie unterstützt das Lisum die Pädagogen im Übergang von der Tafel zu IWBs?

Wir bieten als Lisum regelmäßig Qualifizierungen für Multiplikatoren an, führen Fachtagungen durch und entwickeln Lernmaterialien und Medien, die wir auf dem Berlin-Brandenburgischen Bildungsserver anbieten. Gerade habe ich eine Telefonkonferenz mit allen IBIS-Schulen geleitet, die vom Land Brandenburg mit interaktiven Smartboards ausgestattet wurden. Dieser kollegiale Austausch hat sich sehr bewährt.

Welche Nachteile sehen Sie in den interaktiven Tafeln?

Ein Nachteil ist der Kostenfaktor. Die Tafeln setzen aber auch bei den Lehrern eine hohe Bereitschaft voraus, sich mit der pädagogischen Nutzung der IWBs sowie auch mit Fragen des Urheberrechts zu beschäftigen. Hilfreich dabei ist der Austausch mit anderen Lehrerinnen und Lehrern. Darüber hinaus setzt es auch eine Bereitschaft zu einer veränderten Lehrerrolle vom zentralen Wissensvermittler zum Lernbegleiter voraus.

Das Interview führte Grit Weirauch

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