
© Manfred Thomas
Von Jana Haase: Unterwasserfahrzeug und Windpark
Schiffbau-Versuchsanstalt leistet sich dank Fördermitteln größte Investition seit 1990 / Ärger über Brache
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Bornim - „Fotografieren nicht gestattet“, verkündet ein Schild in der Werkstatt. Nicht alles, was die 45 Mitarbeiter der Schiffbau-Versuchsanstalt Potsdam (SVA) in Bornim entwerfen, bauen oder in der 280 Meter langen und 13 000 Kubikmeter Wasser fassenden Schlepprinne testen, darf das Licht der Öffentlichkeit erblicken: Der Prototyp für ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug zur Inspektion von Ölleitungen oder zur Erkundung von Schiffswracks darf aufs Foto – das nebenan im Auftrag einer anderen Firma konstruierte Offshore-Fahrzeug für einen Windpark auf dem Meer, das gerade in die beeindruckende Schlepprinne gelassen wird, dagegen nicht. „Mittlerweile gibt es kaum noch Aufträge ohne Geheimhaltungsvereinbarung“, erklärte Geschäftsführer Manfred Mehmel gestern auf einem Rundgang, zu dem die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein eingeladen hatte.
Anlass waren zwei Fördermittelzusagen über zusammen knapp eine Million Euro, die das Institut – eines von bundesweit drei derartigen Einrichtungen – erreichten. Vom Bundeswirtschaftsministerium bekommt die SVA im Rahmen eines speziell für Ostdeutschland angelegten Programms 500 000 Euro für eine neue Fräs-Maschine. Weitere 464 000 Euro Zuschuss gibt es von Bund und Land für den Neubau eines Bürogebäudes.
Die Fräse zum Preis von 560 000 Euro sei für die Schiffbau-Versuchsanstalt die größte Investition seit 1990, sagte Manfred Mehmel. Der Grund für die bisherige Zurückhaltung liegt in der finanziellen Ausstattung der SVA: Denn anders als andere praxisorientierte Forschungseinrichtungen, etwa unter dem Dach der Fraunhofer-Gesellschaft, verfüge die SVA über keinerlei „Sockelfinanzierung“, erläuterte Mehmel. Das gemeinnützige Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund drei Millionen Euro finanziere sich zu 51 Prozent über Projektförderungen – pro Jahr für etwa 15 Projekte insgesamt rund 900 000 Euro – und zu 49 Prozent über Aufträge aus der Wirtschaft. Selbst einfache Instandhaltungsmaßnahmen, etwa für das Dach, müssen davon stückweise abgeknapst werden.
Umso mehr begrüßt Mehmel das Bundesprogramm, das nun den Fräsenkauf ermöglicht: Mit dem elf Meter langen und 6,5 Meter breiten Koloss, der im November dieses Jahres montiert werden soll, können Schiffsmodelle aus Holz, Kunststoff oder Aluminium maschinell gefräst werden, erklärt der SVA-Chef: „Damit können wir den Handaufwand verringern und intelligenter arbeiten.“
Auch von dem dreigeschossigen Neubau verspricht er sich verbesserte Arbeitsbedingungen: Auf 800 Quadratmetern sollen dort neben einem Konferenzsaal 30 Büroarbeitsplätze entstehen. Derzeit befinden sich die Büros noch im Haupthaus, direkt unter den teilweise lauten Werkstätten.
Verärgert ist Mehmel dagegen über seine „Nachbarn“: Seit Jahren schon ist die Schiffbau-Versuchsanstalt umgeben von verfallenden Häusern. „Das schmälert das Erscheinungsbild“, findet der SVA-Chef. In der „Forschungsbrache“, die laut Mehmel von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwaltet wird, habe es jetzt bereits erste Fälle von Vandalismus gegeben.
Die Wirtschaftskrise sei bisher in der SVA kaum spürbar: Obwohl die Aufträge von Werften zurückgegangen seien, gebe es mehr Aufträge zur Entwicklung neuer Produkte. Mehr Sorgen bereitet Mehmel der drohende Fachkräftemangel: Schon jetzt gebe es kaum geeignete Bewerber für die Azubi-Stellen, auch die Wiederbesetzung einer Ingenieurstelle im vergangenen Jahr sei kompliziert gewesen.
Am 29. August lädt die SVA, Marquardter Chaussee 100, von 10 bis 14 Uhr zum „Tag der offenen Tür“ mit Führungen ein.
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