Landeshauptstadt: Urlaub in Uetz-Paaren
Neue Ortsteile sollen Touristen locken / Müller zieht positive Bilanz nach fünf Jahren Eingemeindung
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Potsdam will seine neue Ortsteile zu Urlaubszielen entwickeln. „Der ländliche Raum ist ein Pfund für den Tourismus“, sagte Potsdams Umwelt-und Landwirtschafts-Beigeordnete Elona Müller gestern bei einem Pressegespräch. Familien könnten Ferien auf dem Bauern- oder Reiterhof machen und gleichzeitig die Sehenswürdigkeiten Potsdams besuchen. Allerdings hielten bisher nur zwei Landwirte Pensionszimmer vor.
Die neuen Ortsteile könnten laut Müller sogar die Lösung für ein altes Potsdamer Problem sein: die zu kurze Verweildauer der Touristen. Die meisten Besucher blieben lediglich zwei, drei Tage in der Stadt. Die vor fünf Jahren eingemeindeten Gebiete dagegen böten sich für längere Familienurlaube an, erklärte Müller. Sie sollen darum „in ihrer Ländlichkeit erhalten“ und für den „sanften Tourismus“ ausgebaut werden.
Noch in diesem Jahr will die Stadt darum den Gartenkulturpfad auf die neuen Stadtteile erweitern, der vor allem Fahrradfahrer und Wanderer an Gärten, Parks, aber auch an Bauern- und Reiterhöfe vorbeiführen soll. Die Routen, die von Bornim über Fahrland, Kartzow, Satzkorn, Marquardt nach Golm führen, habe die Stadt bereits festgelegt. Die schon vorhandenen Wege und Straßen müssten lediglich noch beschildert werden. Müller wünscht sich zudem, dass die fünf Potsdamer Reiterhöfe künftig enger zusammenarbeiten. Denkbar wäre eine Pferderundtour und ein Potsdamer Reitturnier. Ein erstes „Basisgespräch“ zwischen Stadtverwaltung und Reiterhof-Betreibern habe es bereits gegeben.
Darüber hinaus möchte sich Potsdam stärker für das 130 Einwohner-Dorf Kartzow im Norden Potsdams zu engagieren. „Kartzow könnte sich zur größten Perle entwickeln“, sagte Müller. Es sei eines der dörflichsten Dörfer Potsdams. Das Dorfbild solle erhalten und harmonisch weiter gestaltet werden. Die Stadt plant, ein Entwicklungs-Konzept für Kartzow zu erstellen. Es gehe auch darum, dass die Umgebung für das Schloss Kartzow stimme, betonte Müller. Das Hotel samt Restaurant und Standesamts-Außenstelle sei ein wichtiger Anziehungspunkt.
Müller hofft, dass sowohl das Projekt Gartenkulturpfad als auch die Dorfkonzeption für Kartzow von der EU finanziell unterstützt werde. Die Stadt habe bereits im Rahmen des „Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts“ (ILEK) Fördermittel dafür beantragt. Die Bewilligung stehe aber noch aus.
Rund 60 Millionen Euro aus diesem EU-Fördertopf stehen dem Land Brandenburg nach eigenen Angaben dafür jährlich zur Verfügung. Potsdam hat bisher 885 000 Euro erhalten. Mit diesem Geld hat die Landeshauptstadt zwei Projekte in Marquardt realisiert: die beiden Brücken über den Sacrow-Paretzer Kanal im Park und die Kulturscheune als Bürgertreffpunkt und Veranstaltungsort. Insgesamt hatte die Stadt seit 2006 für acht Ortsteil-Projekte EU-Geld beantragt. Das Land habe aber nur die beiden in Marquardt bewilligt. Müller zeigte sich dennoch zufrieden: „Die Realisierung der beiden Projekte ist nicht wenig“, sagte sie. Allein, dass der Arbeitskreis „Ländlicher Raum“ sich gründet habe und arbeitete, sei eine gute Leistung, betonte Müller. Schließlich seien die meisten Ortsteile gegen die Eingemeindung gewesen. Der Arbeitskreis besteht aus den Ortsbürgermeistern, den Bürgervereinen und Vertretern aus der Landwirtschaft und trifft sich alle Vierteljahre.
Auch in den neuen Ortsteilen wird die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung mittlerweile immer öfter gelobt. Angekommen in der Landeshauptstadt seien die meisten Einwohner aber noch nicht, sagte etwa der Ortsbürgermeister von Uetz-Paaren, Hans Becker, auf Anfrage. „Das Brandenburger Tor ist 15 Kilometer von hier entfernt, da fällt es vielen schwer, sich als Potsdamer zu fühlen.“ Juliane Wedemeyer
Juliane Wedemeyer
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