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Homepage: Utopien und Ideale waren gestern

Zur Arbeits-Realität der Designer in Deutschland

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Der Beruf ist beliebt. Das landläufige Bild des Designers verspricht viel. Schöne Menschen, die schöne Dinge für eine schöne Welt gestalten und dabei in glamourösem Luxus leben. So sieht es zumindest aus, das Bild, das gerade auch die Medien von dem Modeberuf Designer zeichnen. Grund genug für Prof. Rainer Funke vom Fachbereich Design der Fachhochschule Potsdam in der Civitas-Vorlesung zum Thema Arbeit diese Bild tüchtig zu hinterfragen. Denn, was von den zahlreichen Illusionen von freien Gestaltungsräumen, schwindelerregend hohen Honoraren und spielerischer Kreativität bei genaueren Hinschauen übrig bleibt, ist nicht viel.

Die Arbeits-Realität der Designer in Deutschland sieht ganz anders aus. Wie kaum ein anderer Beruf sind die Gestalter und Grafiker gerade nach dem Platzen der New-Economy-Blase in erheblichem Maße von Konkurrenz, Überangebot und Dumping betroffen. Wenn dann noch eine Region wie die hiesige wirtschaftlich nur schwer die Kurve kriegt, sitzen die jungen gutausgebildeten Designer in ihren Büros und warten vergeblich auf Aufträge. Das schwere Los der so genannten „Generation Praktikum“ – von einem unbezahltem Job zum nächsten aussichtslosen Praktikum – trifft nicht selten auch die Absolventen der Design-Schulen.

Prof. Funke, der an der FH Potsdam selbst mit der Ausbildung von Designern betraut ist, hat im Rahmen eines Seminars bei Praktikern und Studierenden des Fachs nachgefragt, wie es wirklich um sie bestellt ist. Kein repräsentative Umfrage, aber doch wurden einige hundert Designer gefragt. Das Ergebnis stimmt Funke, von Hause aus Philosoph, nicht gerade optimistisch. Während man es in der Geschichte des Design“ immer wieder mit sozialutopischen Vorstellungen und dem Wunsch, das Leben für die Menschen angenehmer zu gestalten, zu tun hat, kann man aus der Umfrage keine klar bestimmten Utopien mehr herauslesen. Die Designer sehen ihre Arbeit in erster Linie als Serviceleistung, kaum ein Auftrag wird aus Gewissensnöten abgelehnt, ethisch-moralische Grundsätze stehen nicht im Mittelpunkt. „Wenn ich es nicht mache, macht es ein anderer“, charakterisiere die Stimmung auf dem Markt. Ideale habe man noch, doch mit der Umsetzung hapere es. Die Studierenden sind noch etwas hoffnungsvoller, sie lehnen in der Mehrzahl sogar einen Job in der Werbung ab, wollen die Kunden von ihren Ideen überzeugen. Doch auch bei ihnen spielt das Geld natürlich keine Nebenrolle. Jan Kixmüller

Civitas-Vortrag am 6. Februar: Uta Schnell, Kulturstiftung des Bundes, „Arbeit in Zukunft“, 18 Uhr im FH-„Schaufenster“, Friedrich-Ebert-Str. 6.

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