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Von Peer Straube: Vandalen im Weltkulturerbe

Vier wertvolle Skulpturen im Park Sanssouci und eine Sandsteinfigur an der Havelbucht beschädigt

Von Peer Straube

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Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sieht sich in Potsdam mit Vandalismus bislang beispiellosen Außmaßes konfrontiert. Gleich vier wertvolle Skulpturen im Park Sanssouci haben unbekannte Täter in den vergangenen Wochen beschädigt. Vor allem an der antiken Götterwelt des Französischen Figurenrondells an der Großen Fontäne vor dem Schloss Sanssouci ließen die Vandalen ihre Zerstörungswut aus. So verlor der „Apollo mit dem getöteten Python“ einen Zeigefinger, „Ceres“, die Triptolemus das Pflügen lehrt, ging die Spitze ihres Werkzeugs verlustig. Bei „Mars und Minerva“ traf es den Hund des Kriegsgottes – ihm wurde eine Pfote abgeschlagen. Zudem „amputierten“ die Täter einer Sphinx genannten Figurengruppe nahe der Schinkelbrücke einen Finger und einen Zeh.

„Entsetzt und traurig“ sei man in der Schlösserstiftung, sagte deren Sprecher Ulrich Henze gestern den PNN. „Das ist eine Respektlosigkeit gegenüber dem Weltkulturerbe, die alle Besucher schädigt, die vor diesen wunderbaren Skulpturen stehen.“ Die Schäden treffen die Stiftung umso härter, weil sie die Erneuerung des 1749 bis 1769 geschaffenen Rondells gerade erst abgeschlossen hatte. Binnen zehn Jahren wurden die Skulpturen in aufwendiger Handarbeit durch Kopien ersetzt, um die Originale vor weiteren Witterungseinflüssen zu schützen. Die Figuren stellen verschiedene Götter sowie die vier Elemente Wasser, Erde, Feuer und Luft dar. Die beschädigten Skulpturen entstammen dem von Friedrich II. 1746 gegründeten und geförderten Bildhaueratelier in Berlin und wurden von dessen Leiter Francois Gaspard Adam zwischen 1752 und 1760 geschaffen.

Angesichts der Häufung der Schäden hält sich die Stiftung laut Henze mit Auskünften bedeckt, um keine Nachahmungstäter auf den Plan zu rufen. Allerdings denke man über ein neues Sicherheitskonzept nach, um das historische Kulturgut noch besser zu schützen.

Erst vor wenigen Wochen war der ebenfalls zum Welterbe zählende Bornstedter Friedhof von Vandalen heimgesucht worden. Die Täter hatten einer Figur der Familiengrabstätte des Modeschöpfers Wolfgang Joop den Penis abgeschlagen.

Doch nicht nur die Welterbeparks haben unter Vandalismus zu leiden. Vor kurzem stießen Unbekannte die Sandsteinskulptur „Die große Liegende“ an der Neustädter Havelbucht vom Sockel. Dabei brachen der Figur ein Arm und ein Bein ab. Derzeit befindet sie sich in der Werkstatt von Baudenkmalpfleger Roland Schulze. Der bezifferte den Sachschaden gestern gegenüber den PNN auf rund 2500 Euro. Die Figur stammt von dem Bildhauer Rainer Muhrbeck und wurde 1982 aufgestellt. Die Stadtverwaltung versuche den Künstler ausfindig zu machen, um mit ihm über eine Restaurierung zu sprechen, sagte Rathaussprecherin Rita Haack. Auch städtische Figuren sind immer wieder Ziel von Vandalen, etwa die Familie Grün in der Brandenburger Straße oder Figuren auf der Freundschaftsinsel.

Die Taten wurden bei der Polizei angezeigt, doch viel Hoffnung auf Aufklärung gibt es nicht. Ohne Zeugen und Spuren sei es schwer, die Täter zu ermitteln, sagte eine Schutzbereichssprecherin.

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