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Kommentar über überengangierte Flüchtlingshelfer: Verbale Abrüstung ist nötig
Viele Helfer aus Potsdam heißen Flüchtlinge herzlich willkommen und setzen die viel beschworene Willkommenskultur auch um. Manchen kommt dabei das Maß abhanden. Leider, meint PNN-Autor Henri Kramer.
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Potsdam - Es sind Bilder, die man sich in einer so schwierigen Situation eigentlich wünscht: Junge Helfer, die sich ehrenamtlich um Flüchtlinge kümmern, die Spendenabgabe koordinieren, kurzum: die viel beschworene Willkommenskultur auch umsetzen. Leider hat das Engagement einiger dieser ehrenamtlichen Helfer, vornehmlich aus der in Potsdam bekanntermaßen äußerst engagierten linken Szene, inzwischen einen faden Beigeschmack erhalten. Der Grund: Die unverhohlene Drohung der Flüchtlingshelfer, „mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln“ einen Transport der Flüchtlinge nach Eisenhüttenstadt – zur Registrierung – verhindern zu wollen. Natürlich: Gegen diese bürokratischen Planungen lassen sich viele Vorbehalte formulieren. Selbst die Behörden scheinen nicht glücklich über die Aussicht, nur für deren Registrierung Hunderte Menschen kreuz und quer durch Brandenburg zu fahren.
Doch die im aggressiven Duktus verfasste Protesterklärung der Helfer gegen diese Pläne ist äußert problematisch, unangemessen vor allem im Ton. Vor allem: Wird aus der Drohung Realität, kann das im Zweifelsfall harte Polizeieinsätze provozieren – vor den Augen jener traumatisierten Flüchtlinge, die eigentlich geschützt werden sollen. So eine Eskalation haben die Helfer in Kauf genommen, als sie Sätze schrieben wie: „Wir warnen hiermit alle zuständigen Stellen, uns herauszufordern!“ Dazu kommt: Mit solcher Rhetorik werden andere Helfer, die nicht aus der linken Szene stammen, potenziell abgeschreckt. Auch dies kann nicht im Sinne der geflüchteten Menschen sein, die Hilfe aller Art benötigen. Verbale Abrüstung ist daher dringend erforderlich – die Aufnahme von Flüchtlingen ist für ideologisch aufgeladene Kampfansagen ein zu ernstes, ein zu sensibles Thema.
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