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Landeshauptstadt: Verbotene Wachmacher
Aufputschmittel dominieren die Drogenszene. Vermehrt tauchen unbekannte Substanzen auf
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Die Leistung steigern – das klingt nach Arbeit und nicht nach Vergnügen. Viele Jugendliche helfen beim Wachbleiben mit mehr als Kaffee nach: „Amphetamine, also Aufputschmittel, sind in letzter Zeit präsenter“, sagt Rüdiger Schmolke. Er ist der Leiter der Potsdamer Suchtberatungsstelle „Chill Out“. Der Konsum der bekannten Partydroge Ecstasy habe dagegen abgenommen. Ein Trend, der anhält: Schon im Jahr 2009 hatte eine Umfrage des Landesgesundheitsamts unter Potsdamer Jugendlichen ergeben, dass 95 Prozent von ihnen noch nie die Partydroge-Ecstasy probiert hatten. Vier Jahre zuvor waren es 93 Prozent gewesen. Zudem sei auch der Prozentsatz jener Jugendlichen gesunken, die wöchentlich eine Ecstasy-Pille nehmen: Von 0,7 auf 0,1 Prozentpunkte. Neuere Zahlen dazu gibt es nicht.
Neben dem Trend zu Aufputschmitteln ohne psychedelische Wirkung beobachtet der Drogenberater auch, dass die Konsumenten verschiedene Drogen nehmen. Daneben tauchen neue Arten von Drogen auf. Ein Beispiel sei das sogenannte GBL, dass eigentlich ein Medikament gegen die Schlafkrankheit Narkolepsie sei. Es sei leicht zu bekommen, weil es auch als Farbreiniger gehandelt wird. GBL kann jedoch gefährlich werden, weil es in Zusammenhang mit Alkohol zu Atemstillstand führen könne, so Schmolke. Außerdem sei zu beobachten, dass in immer schnellerer Folge neue Substanzen auf den Markt kommen, deren Eigenschaften und Zusammensetzung oft nicht bekannt sei. Viele davon fallen nicht mal unter das Betäubungsmittelgesetz. Allerdings schränkt Schmolke ein, dass aus seiner Beratungsarbeit nur begrenzt Schlüsse auf den allgemeinen Drogenkonsum gezogen werden können. Nur wer selbst erkannt habe, dass der eigene Drogenkonsum zum Problem wird, komme schließlich in die Beratung.
Der Schutzbereich Potsdam der Polizei, zu dem auch Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf gehörten, registrierte im Jahr 2010 insgesamt 347 Rauschgiftdelikte. Dabei waren 99 Tatverdächtige jünger als 21 Jahre. Todesfälle in Zusammenhang mit illegalen Drogen hat es in Potsdam seit Jahren nicht gegeben. Insbesondere die Heroinszene spiele sich überwiegend in Berlin ab, so die Stadtverwaltung.
Problematisch seien aber nicht nur illegale Drogen, so Lothar Kremer, der bei der Arbeiterwohlfahrt in Teltow im Bereich Drogen/Sucht arbeitet. Alkoholkonsum finde häufiger und öffentlicher statt und auch die Sucht nach Spielen im Internet sei in den letzten Jahren zum Problem geworden. Eine Abhängigkeit baue sich über einen langen Zeitraum auf, deshalb dauere es, bis sich das Verhalten der Süchtigen wieder ändere. Aus diesem Grund hält er eine langfristige Begleitung in einer Selbsthilfegruppe für entscheidend.
Kontakt zu Beratungstellen unter:
www.chillout-pdm.de und
www.awo-potsdam.de
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