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Haupteingang zum Bergmann-Klinikum in Potsdam.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Verdi droht mit Arbeitskampf am Bergmann-Klinikum Tarifkonflikt spitzt sich zu: Gewerkschaft erhöht Druck / Unternehmen verteidigt „faires Angebot“

In den Tarifverhandlungen für das kommunale Klinikum „Ernst von Bergmann“ zieht die Gewerkschaft Verdi die Daumenschrauben an: Sollte die Geschäftsführung des Hauses ihr Angebot einer Lohnerhöhung nicht verbessern, soll es Warnstreiks geben. Bereits für den heutigen Mittwoch ruft die Dienstleistungsgewerkschaft von 11.

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In den Tarifverhandlungen für das kommunale Klinikum „Ernst von Bergmann“ zieht die Gewerkschaft Verdi die Daumenschrauben an: Sollte die Geschäftsführung des Hauses ihr Angebot einer Lohnerhöhung nicht verbessern, soll es Warnstreiks geben. Bereits für den heutigen Mittwoch ruft die Dienstleistungsgewerkschaft von 11.30 bis 12.30 Uhr vor dem Haupteingang des Hauses zu einer „aktiven Mittagspause“ auf, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Sollte die Geschäftsführung nach dieser Aktion unterhalb eines Warnstreiks nicht einlenken, dürfte ein Arbeitskampf nicht mehr zu vermeiden sein, sagte Verdi-Verhandlungsführer Ivo Litschke den PNN.

Bei den Tarifverhandlungen geht es um den Großteil der Mitarbeiter des städtischen Gesundheitskonzerns – um mehr als 1300 Mitarbeiter in Bereichen wie Pflege und Verwaltung und dazu laut Verdi um mehr als 300 Angestellte aus dem Service-Personal. Aufgerufen zu der heutigen Aktion seien aber auch die Beschäftigten in der Poliklinik – dort bestünden gegenwärtig keine Tarifverträge.

Zunächst waren die im vergangenen Herbst begonnenen Tarifgespräche geräuschlos verlaufen. Die Verhandlungsführung hat der Kommunale Arbeitgeberverband übernommen – auch mit dem Ziel, flächendeckende Tarifverhandlungen mit den kommunalen Kliniken in Westbrandenburg zu führen. Verdi fordert für die Mitarbeiter des Klinikum-Mutterkonzerns acht Prozent mehr Lohn, der Tarifvertrag soll zwei Jahre gelten. Für die Service-Angestellten werden ein Mindestlohn von 8,50 Euro und „deutliche“ Lohnsteigerungen für alle anderen Entgeltgruppen gefordert. Die Klinikspitze hatte 3,7 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten bei einer Vertragslaufzeit bis September 2015 angeboten.

Für Ärger sorgt bei Verdi, dass das Klinikum den im Marburger Bund organisierten Ärzten des Hauses vor einem Jahr rund neun Prozent mehr Lohn zugestanden habe. Es sei „ungerecht“, wenn nun erklärt werde, für andere Beschäftigten sei kein Geld mehr da, so Litschke. Er kritisierte auch, die Geschäftsführung hätte schriftlich erklärt, dass die Beschäftigten zur Vorbereitung von gewerkschaftlichen Aktionen kein Zutrittsrecht zum Klinikum hätten. Das Schreiben sei „ein Skandal“, so Litschke – das Recht der Beschäftigten auf die sogenannte Koalitionsfreiheit sei durch das Grundgesetz geschützt.

Dazu erklärte die Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann am Dienstag auf PNN-Anfrage, die Mitarbeiter des Hauses hätten „selbstverständlich Anspruch auf ihre verfassungsmäßigen Rechte“. Das habe sich bei Streiks in der Vergangenheit gezeigt. So waren auch vor zwei Jahren die Fronten bei Tarifverhandlungen am Klinikum verhärtet, damals ging es um die Service-Mitarbeiter des Hauses, die wochenlang gestreikt hatten. Soweit soll es nun nicht kommen. „Wir hoffen weiter, dass wir die Verhandlungen zu einem einvernehmlichen Ergebnis bringen“, so Hunsmann. Das Angebot des Klinikums beinhalte die Zahlung eines Inflationsausgleichs sowie Investitionen in die Personalentwicklung und in die Gesundheit der Mitarbeiter, ergänzte Pflegedirektor Sebastian Dienst, der mit am Verhandlungstisch sitzt. Das Angebot sei „fair“, insbesondere in Anbetracht der Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen im Land Brandenburg. Litschke dagegen sagte, die Entgeltsteigerungen würden nicht einmal die Inflation ausgleichen: „Und wir sind nicht bereit, uns mit Gutscheinen für Gesundheitschecks und Betriebssportgruppen abspeisen zu lassen.“

Das gemeinnützige Klinikum hat nach eigenen Angaben im Jahr 2010 einen Überschuss von 2,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Auch für 2011 werde ein „positives Jahresergebnis“ erwartet, heißt es. Genaue Zahlen für 2011 sind für den September angekündigt.

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