
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Verdi droht mit Streik
Die Tarifverhandlungen für den Personennahverkehr sind festgefahren. Jetzt droht die Gewerkschaft mit Arbeitskampf - davon wären auch VIP und Havelbus betroffen.
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Potsdam - Nutzer von Bus und Straßenbahnen in Potsdam und den umliegenden Gemeinden müssen sich für die kommende Woche auf Streiks im öffentlichen Nahverkehr einstellen. Hintergrund sind die festgefahrenen Tarifverhandlungen zwischen dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) und den landesweit rund 3000 Beschäftigen der kommunalen Verkehrsunternehmen. Vor der nächsten Tarifrunde am kommenden Montag in Potsdam hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Donnerstag den Druck erhöht: „Sollte die Arbeitgeberseite am Montag ihr Angebot nicht deutlich verbessern, können wir nicht ausschließen, dass es bereits in derselben Woche schon zu ersten Streikaktionen in Brandenburg kommt“, drohte Jens Gröger, Landesbezirksfachbereichsleiter für den Bereich Verkehr bei Verdi und Verhandlungsführer auf der Arbeitnehmerseite.
Betroffen von den Tarifgesprächen sind auch die 450 Mitarbeiter der Havelbus-Verkehrsgesellschaft mbH, die mit ihren Buslinien die Kreise Potsdam-Mittelmark und das Havelland mit der Stadt Potsdam verbindet. Ebenfalls Mitglied im KAV ist der Verkehrsbetrieb in Potsdam GmbH (ViP) mit seinen 240 Bus- und Straßenbahnfahrern. Insgesamt gibt es in Brandenburg 19 kommunale Verkehrsunternehmen. Der derzeit noch gültige Tarifvertrag wurde vor sechs Jahren ausgehandelt und sieht bei einer sechsjährigen Laufzeit eine jährliche Lohnsteigerung von 1,5 Prozent vor. Aus Sicht von Verdi-Verhandlungsführer Gröger in Wahrheit ein sechs Jahre langer Reallohnverzicht, weil die Zuwächse bis auf 2009 und 2010 immer unterhalb der Inflationsrate gelegen haben. Verdi fordert nun eine Laufzeit von nur noch einem Jahr und eine Steigerung der Vergütung um zehn Prozent, wobei auch eine Arbeitszeitverkürzung eingerechnet werden soll. Die Arbeitgeber bieten laut Verdi dagegen bei einer dreieinhalbjährigen Laufzeit eine Steigerung um zwei Prozent ab 2014 und eine erneute Erhöhung um 1,8 Prozent ab 2015 an. Außerdem soll das Weihnachtsgeld aufgestockt und die Arbeitszeit verkürzt werden. „Alles in allem läuft das auf eine jährliche Steigerung von rund 1,24 Prozent hinaus“, meinte Gröger.
Die Chancen für eine überraschende Einigung oder aber zumindest eine vielversprechende Annäherung schätzten beide Seiten am Donnerstag als eher schlecht ein. „Sowohl beim Geld als auch bei der Laufzeit liegen wir sehr weit auseinander“, bestätigte Bärbel Gutstein, stellvertretende Geschäftsführerin beim KAV, dessen Vorstandsvorsitzender Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs ist. Auch Verdi-Verhandlungsführer Gröger meinte: „Ich befürchte, die Fahrgäste sollten sich besser auf Streiks einstellen.“
Havelbus-Geschäftsführer Dieter Schäfer zeigte durchaus Verständnis für die Forderung der Bus- und Straßenbahnfahrer. Allerdings seien auch bei Havelbus die Kassen leer. Die VIP dagegen wollte sich selbst nicht zu den Verhandlungen äußern.
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