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Landeshauptstadt: Verdi-Proteste gegen neue Schlecker-Märkte
Sprecher der Drogeriekette widerspricht Vorwürfen von Hungerlöhnen und Tarifflucht
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Am Stern - Die Drogerie-Kette Schlecker steht erneut im Fokus der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Gestern Vormittag zeigten zehn Gewerkschaftsmitglieder vor der Schlecker-Filiale am Johannes-Kepler-Platz der Einzelhandelskette „die rote Karte“. Die Vorwürfe: Neue, größere Schlecker XL-Märkte würden kleine Filialen verdrängen, Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt. Neue Beschäftigte in den XL-Märkten würden „Hungerlöhne ab 6,50 Euro“ erhalten, nur per Zeitarbeit angestellt werden. „Schlecker stiehlt sich mit einer neuen GmbH aus der Tarifpflicht der alten Schlecker-Märkte“, erklärte die für Potsdam zuständige Betriebsratsvorsitzende, Jenny Thiede. Allein im ersten Quartal 2009 seien deutschlandweit rund 200 Filialen geschlossen worden und 300 betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen worden.
Diesem Eindruck widerspricht der Schlecker-Pressesprecher Florian Baum: „Bei der Schlecker XL GmbH handelt es sich um ein rechtlich selbständiges Unternehmen. Die neuen Märkte sollen die herkömmlichen Verkaufsstellen nicht ersetzen, sondern ergänzen“, erklärte Baum. Da die Verkaufsstellen größer seien, würde auch mehr Personal benötigt, so die Stellungnahme aus der Schlecker- Pressestelle. Wenn es „in Einzelfällen“ zu Schließungen alter, kleiner Filialen komme, würden „geeignete Mitarbeiter dazu ermutigt, sich um die neuen Stellen zu bewerben“, sagte Baum. Nicht beantworten wollte der Schlecker Pressesprecher Fragen zur Zukunft der 15 Potsdamer Märkte. Zu den Vorwürfen, dass Neueinstellungen mit schlechteren Arbeitsbedingungen verbunden seien, verwies Sprecher Baum auf den zwischen Schlecker und Verdi geschlossenen Tarifvertrag, der „im Geltungsbereich gültig sei“. Allerdings handele es sich bei Schlecker XL um ein „rechtlich selbstständiges Unternehmen“, bei dem jedoch „marktgerechte, handelsübliche Vergütungen“ gezahlt würden.
Schlecker betreibt deutschlandweit 10 650 Drogeriemärkte mit 55 700 Beschäftigten. Regionale Zahlen würden „grundsätzlich“ nicht herausgegeben, so Pressesprecher Florian Baum. Schon zuvor äußerten Gewerkschaften Kritik gegen Schlecker wegen fehlender Betriebsräte, die Polizei bemängelte ungenügende Sicherheitsvorkehrungen in den Märkten. Kay Grimmer
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