Landeshauptstadt: Verdi will mehr Lohn am Klinikum
Neue Tarifverhandlungen vor Beginn / Stadtpolitik will schrittweise Rückkehr zur Tarifbindung
Stand:
Mit der Forderung nach acht Prozent mehr Lohn geht die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in die anstehenden Tarifverhandlungen im Klinikum „Ernst von Bergmann“. Das bestätigte der stellvertretende Verdi-Bezirksgeschäftsführer Ivo Litschke den PNN auf Anfrage: „Wir bieten dafür zwei Jahre Laufzeit für den Vertrag“. Die acht Prozent sollten zu einem Teil die allgemeine Preissteigerung für die Klinikumsmitarbeiter ausgleichen. Dazu solle sich das Lohnniveau des Hauses stärker der Tarifstruktur des öffentlichen Dienstes annähern, so Litschke. Nach einer ersten Sondierungsrunde seien weitere Gespräche im Oktober geplant.
Zum Hintergrund: Seit Monaten gibt es vor allem seitens der Stadtpolitik Stimmen, die dem Klinikum vorwerfen, zu geringe Löhne zu zahlen. Die aktuelle Lohn-Forderung der Gewerkschaft mochte die Klinikumsspitze gestern nicht bewerten. „Im Vorfeld von Tarifverhandlungen äußert sich das Klinikum nicht zu möglichen Inhalten oder einem Zeitrahmen“, sagte Sprecherin Damaris Hunsmann. Die Verhandlungsführung übernehme der Kommunale Arbeitgeberverband – auch mit dem Ziel, flächendeckende Tarifverhandlungen mit den kommunalen Kliniken in Westbrandenburg zu führen. Analog zu dieser Vorgehensweise seien bereits im März Verhandlungen mit der Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund „erfolgreich“ abgeschlossen worden.
Zugleich haben die Stadtverordneten im Hauptausschuss am Mittwochabend mit großer Mehrheit entschieden, dass sich auch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) für einen Flächentarifvertrag für das Klinikum und die anderen Krankenhäuser in West-Brandenburg starkmachen soll. Damit möchte die Politik übermäßige Konkurrenz zwischen den Gesundheitszentren vermeiden. Ziel soll es laut Beschlusstext sein, den „Gesamtkonzern“ Ernst von Bergmann „schrittweise“ an das Tarifniveau des Verbands Kommunaler Arbeitgeber (VKA) heranzuführen. Diese Kompromissformulierung hatten im Ausschuss SPD und Klinikumsaufsichtsratschefin Elona Müller-Preinesberger vorgeschlagen. Derzeit ist das Klinikum im VKA nur Mitglied ohne Tarifbindung. Ein weitergehender Antrag der Fraktion Die Andere, das Klinikum müsse „unverzüglich“ zurück zur Tarifbindung, scheiterte. Während der nicht-öffentlich geführten Diskussion zu dem Beschluss soll Klinikums-Chef Steffen Grebner von Mehrkosten in Höhe von 3,7 Millionen Euro gesprochen haben, die dem Klinikum entstehen würden, sollte das Haus zur Tarifbindung zurückkehren. Diese Zahl sei von anwesenden Gewerkschaftern – neben Verdi war auch der Marburger Bund anwesend – allerdings angezweifelt worden, hieß es.
Das gemeinnützige Klinikum hat laut seinem aktuellen Lagebericht im vergangen Jahr einen Überschuss von 2,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Auch für 2011 wird ein „positives Jahresergebnis“ erwartet, heißt es in dem Bericht. Von den Verhandlungen jetzt seien die Berufsgruppen der Pfleger, des medizinisch-technischen Dienstes und der Verwaltung betroffen, so das Klinikum – rund 1300 Mitarbeiter. Litschke sagte mit Blick auf die Lohnverhandlungen und einen möglichen Arbeitskampf, seine Gewerkschaft sei in dem Konzern mitgliedermäßig „gut aufgestellt“.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: