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Landeshauptstadt: Vereinigung in der Villa Liegnitz

Preußische Schlösser und Gärten: Neuer Standort für Buchbestände aus Charlottenburg und Potsdam

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Sanssouci – Eine gute und eine weniger gute Nachricht verkündete die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) gestern in der an der Straße Am Grünen Gitter gelegenen Villa Liegnitz. Die gute Nachricht: In dem Haus, einst für die zweite Gemahlin Friedrich Wilhelms III. gebaut, werden die wissenschaftlichen Bibliotheken der Stiftung an einem Standort vereinigt. Die schlechte Nachricht: Der marode äußere Zustand der Fassade und des von Peter Joseph Lenné im Jahre 1840 angelegten Parkes wird noch einige Jahre weiter bestehen bleiben.

„Die vorgesehene Nutzung ist besser als Leerstand, denn was genutzt wird, wird auch erhalten“, äußert der zuständige Architekt Volker Thiele, der gestern durch die Räume der Villa führte. Vorerst würden sich die Arbeiten jedoch aus Kostengründen auf die Instandsetzung der Fußböden und den Neuanstrich der Wände beschränken. Der sofortigen Nutzung stehe nichts im Wege, weil die Heizung funktioniere. Ein Großteil der Räume, so auch der repräsentative Festsaal auf der Gartenseite, bleibe jedoch vorerst brach liegen und harre der gründlichen Restaurierung.

Bibliothekare messen ihre Bestände in Metern. „350 Meter kommen aus Charlottenburg und 430 aus Potsdam, insgesamt 40 000 Bände“, informierte der Leiter des seit einem Jahr bestehenden Informations- und Dokumentationszentrums (DIZ), Dr. Jürgen Becher. Thematisch handele es sich um die Bereiche Kunstgeschichte, Geschichte Preußens, Denkmalpflege sowie Restaurierung.

Wie der Architekt informierte, werden die Bücherbestände im ersten Stock des Hauses mit Front zum Park Sanssouci untergebracht. Dieser Bereich war jahrzehntelang Standort der Fachbibliothek Zoologie der Pädagogischen Hochschule und der späteren Universität. Die SPSG-Bibliothek soll Anfang Juli öffnen.

Wie Thiele betonte, handele es sich um eine provisorische Herrichtung einiger Räume. Für eine spätere gründliche Restaurierung bestünden mit Ausnahme der Finanzierung gute Voraussetzungen, weil noch sehr viel originale Substanz vorhanden sei. „Die vorherigen Bewohner sind sorgsam mit den Räumen umgegangen, größere Eingriffe sind kaum erfolgt“, schätzt der Architekt ein.

Über die endgültige Zweckbestimmung des Hauses im Entree-Bereich zum Park Sanssouci steht die definitive Entscheidung der Stiftung noch aus. Im Gespräch ist der Sitz der Schlösserverwaltung oder der Generaldirektion. Becher informierte, dass sich die Stiftung um den Ankauf des an das Gelände der Villa Liegnitz grenzenden Hans Otto Theaters in der Zimmerstraße bemühe, um hier einen Neubau für das DIZ zu errichten. Vorläufig bringt die Stiftung im ersten Stock der Villa Liegnitz Teile der Dokumentation unter. Becher verweist auf einen Bestand von 20 000 wertvollen Glasplattennegativen.

Mit Mitteln der deutschen Forschungsgemeinschaft und des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe kann jetzt ein Projekt zur Sicherung dieser Glasplattennegative in Angriff genommen werden. Ziel ist die Langzeitspeicherung. „Die Dokumente sollen mindestens für 500 Jahre erhalten bleiben“, sagt Becher. Zur Fotosammlung gehören eine große Zahl von Objekten der Schlösserverwaltung, die seit dem zweiten Weltkrieg verschollen sind. Becher: „Diese Fotografien sind heute die einzig erhaltenen Bildquellen zu diesen Kunstwerken und daher für die Verlustforschung unverzichtbar.“

Die Mittel für die Herrichtung der Bibliotheks- und Dokumentationsräume kommen laut Thiele aus dem Haushalt der Stiftung und seien nicht erheblich. Die Generalinstandsetzung erfordere allerdings eine mehrere Millionen Euro schwere Investition. Für einige Teile der Liegenschaft, etwa für den von Reinhold Persius 1877 angebauten Wintergarten und das so genannte Stibadium im Park von August Stüler hofft die SPSG auf das Engagement finanzkräftiger Sponsoren.

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