
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Verfrühter Frühling
Blühende Kirschbäume und überflüssiges Streusalz – dieser Februar ist deutlich wärmer als üblich
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Auf der Freundschaftsinsel blühen die Blumen, Cafébetreiber haben Tische rausgestellt, die Eisdielen sind gut besucht – schon vor dem meteorologischen Frühlingsbeginn am 1. März freuen sich die Potsdamer über milde Temperaturen und Sonnenschein. Was hat das für einen Einfluss auf die verschiedenen Branchen und die Natur? Ein Überblick.
Winterdienst
Die Winterdienstflotte der Stadtentsorgung Potsdam GmbH (Step) musste bisher deutlich seltener als im letzten Winter ausrücken: Bislang waren die Mitarbeiter auf 55 Einsätzen zur Beseitigung von Eis- oder Reifglätte auf den Straßen unterwegs, in der Saison 2012/2013 waren es insgesamt 155 Einsätze. Von den 1000 Tonnen Salz ist also noch einiges übrig, diese würden aber in speziellen Silos gelagert und könnten problemlos im nächsten Winter wieder verwendet werden, sagte eine Step-Sprecherin.
Baustellen
Wenn es früher warm ist, können auch die Baustellen schneller fertig werden als geplant – sollte man meinen. Tatsächlich folgt die Potsdamer Bauverwaltung aber der umgekehrten Logik: Es werde immer mit einem moderaten Winter geplant, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Wenn es dann aber doch schneie, komme es zu Verzögerungen. Deshalb lägen Baustellen wie jene an der Humboldtbrücke oder in der Friedrich-Ebert-Straße derzeit im Zeitplan. Ähnlich sieht es bei der Pro Potsdam aus. „Hier und da kann sicherlich eine Außenanlage früher begonnen werden, im Allgemeinen bleibt es aber bei der bestehenden Planung“, sagte Sprecher Sebastian Scholze. Beim Kommunalen Immobilien Service (KIS), der etwa für Schulbauten zuständig ist, gibt es laut Sprecher Markus Klier ebenfalls nur „minimale Positiveffekte“. Auch neue Projekte, etwa im Straßenbau, werden nicht früher begonnen. „Bei neuen Maßnahmen sind die Ausschreibungen immer auf einen Baubeginn Anfang April ausgerichtet“, so Brunzlow. Schließlich schneie es oft noch im März.
Straßenschäden
Ob der milde Winter auch dazu führt, dass weniger Schlaglöcher geflickt werden müssen, ist noch nicht abzusehen. „Wir haben das noch nicht analysiert“, so Sprecher Brunzlow. Ein Wetter wie jetzt bedeute aber nicht automatisch weniger Schäden, betonte er. Denn der Wechsel zwischen milden Temperaturen am Tag und Frost in der Nacht setze den Staßen besonders zu. Dies sei auch der Grund für die Absperrungen am Hauptbahnhof. Unter den Platten bilde sich nachts Frost, der tagsüber unregelmäßig wieder abtaue, sodass die Platten wackelten.
Pflanzen und Bienen
Der frühe Frühling macht sich auch in der Pflanzenwelt bemerkbar – alles grünt und blüht rund vier Wochen zeitiger als sonst, sagt Horst Goltz, der seit 1953 im Auftrag des Deutschen Wetterdienstes ehrenamtlich die Entwicklung der Vegetation auf Hermannswerder beobachtet und täglich Aufzeichnungen zu Knospen, Blüten und Blättern macht. Haselnusssträucher und Erlen seien bereits verblüht, bei der Stachelbeere beginne der Knospenaustrieb. Auf dem Platz der Einheit blüht sogar schon die Kornelkirsche: „Die habe ich in 60 Jahren noch nicht so früh blühen sehen“, sagt Goltz. Auch die ersten Bienen habe er schon beobachtet. Das alles heißt aber nicht, dass der Winter nicht wieder zuschlagen könnte, betont der 84-jährige Biologe: „Ich vermute, da kommt noch was.“
Obstbauern
Dass es noch mal kalt wird, fürchtet auch Gerhard Neumann, der Neumanns Erntegarten betreibt. „Bis zum 25. Mai kann es noch Frost geben“, warnt er. Er hofft aber, dass es mild bleibt. „Von mir aus könnte es immer so sein.“ Derzeit seien die Bäume zwei bis drei Wochen weiter als üblich. „An den Aprikosen hängen schon rote runde Kügelchen und die Pfirsiche sind auch schon recht weit. Wenn es so weitergehe, könne er zu Ostern die ersten Erdbeeren verkaufen.
Weisse Flotte
Auch die Weisse Flotte freut sich über das Wetter – hat sie doch schon lange für den 1. März den Saisonstart angesetzt. „Wir hätten gerne sogar noch früher losgelegt, aber so kurzfristig ging das nicht mehr“, sagte Sprecherin Christine Hamann. Auch 2013 sei die Flotte Anfang März in die Saison gestartet, damals mussten die Kapitäne aber noch Eisschollen umschiffen.
Baumärkte
Auch die Baumärkte freuen sich über den verfrühten Frühling, denn Gartenzeit ist Baumarktzeit. „Vor allem Blumen, Zäune und alles, was mit dem Garten zu tun hat, läuft sehr gut“, sagt etwa Pino Wicknig, stellvertretender Marktleiter von Hellweg in Potsdam. Winterwaren wie Schneeschaufeln oder Vogelfutter sind hingegen schon seit etwa drei Wochen nicht im Sortiment: „Es war ja abzusehen, dass es mild wird.“ mit jaha
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