Landeshauptstadt: Vergessener Revolutionär
Kampagne gegen Wehrpflicht gedachte Max Dortus
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Kampagne gegen Wehrpflicht gedachte Max Dortus Innenstadt - Dass die Stadt Potsdam Gerhard Meck, Fachbereichsleiter Kultur und Museen, nach Freiburg entsandt hatte, um an der Gedenkfeier für den Freiheitskämpfer Max Dortu teilzunehmen, versöhnte die Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär wenig. In Potsdam geschehe nichts, um den Revolutionär zu würdigen. Die Kampagne sei wie schon zum 150. Todestag des Potsdamer Bürgersohns die einzige, die seiner gedenke und an seinem Geburtshaus in der Dortustraße 28/29 einen Kranz niederlege. Maximilian Dortu, Sohn eines liberal gesinnten preußischen Justizrates und selbst Jurastudent, hatte 1848 engagiert an den revolutionären Kämpfen in Berlin teilgenommen, war dann nach der Niederschlagung des Aufstandes ins Badische gegangen und hatte in Süddeutschland weitergekämpft bis auch dort preußisches Militär eintraf und den erst 23-Jährigen standrechtlich erschoss. Er soll den Soldaten zugerufen haben: „Ich sterbe für die Freiheit! Schießt gut, Brüder!“ Falk Richter von der Kampagne, der die Verdienste Dortus würdigte, zeigte sich verärgert über das geringe Interesse, das Potsdam für diesen Revolutionär und Kämpfer für demokratische Freiheiten, die heute in der Verfassung verankert seien, aufbringt. „Eine schmuddelige Tafel am Geburtshaus ist alles, was die Stadt für Max Dortu übrig hat“, meinte er am Sonnabend anlässlich des 155. Todestages von Dortu. In Freiburg halte man nicht nur das von der Familie gestiftete Mausoleum in Ehren, sondern habe auch die Bevölkerung zu einer Gedenkfeier aufgerufen. Dabei enthüllte der Oberbürgermeister laut Programm eine neue Gedenktafel. „Sehen sie hier jemanden“, zeigte Richter in die Runde. „Weder SPD noch CDU noch die Grünen halten es für nötig, zu einer kleinen Gedenkfeier zu erscheinen. Dafür wird wohl gleich wieder das Glockenspiel mit Üb immer Treu und Redlichkeit auf preußische Tugenden anspielen.“ Von diesen Tugenden und der preußischen Toleranz hält die Kampagne wenig. Falk Richter setzte sie gleich mit der Nichtachtung der 48er Revolution, den Sozialistengesetzen, dem Ersten Weltkrieg und nicht zuletzt auch dem Handschlag zwischen Hindenburg und Hitler.fran
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