Landeshauptstadt: Vergiftung im Kleingarten
Kontakt mit Ambrosiapflanze löste in der Sparte „Sternschanze“ Rettungseinsatz aus
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Wenige Minuten, nachdem er einige Unkrautstauden herausgerissen hatte, verspürte ein Kleingärtner der „Sternschanze einen brennenden Schmerz an den Armen. Sie verfärbten sich dunkelrot, am ganzen Körper begann die Haut einzuschrumpfen. Angehörige riefen den Notarzt. Im Krankenhaus diagnostizierten die Ärzte, dass sich der Gärtner durch den Kontakt mit Ambrosiapflanzen vergiftet hatte. Für die nahe der Templiner Straße gelegenen Kleingartensparte war es der zweite Zwischenfall dieser Art. Bereits Ende August waren auf einer Parzelle die Giftpflanzen entdeckt, aber durch Fachberater Gerhard Langer entsorgt worden, ehe sie Schaden anrichten konnten.
Seitdem geht in den Gartenvereinen Unsicherheit um. So wurde der 80-jährige Langer, erfahrenstes Mitglied der Fachberaterkommission des Kreisverbandes der Garten- und Siedlerfreunde (VGS), kürzlich in Sacrow an eine Stelle geführt, wo angeblich Ambrosia wächst. Er konnte jedoch Entwarnung geben: Bei dem Bestand handelte es sich um den harmlosen Beifuß, wie er als Gewürz für den weihnachtlichen Gänsebraten verwendet wird.
Aus anderen Kleingartenanlagen gibt es bisher keine Meldungen über Ambrosiafunde; dies kann aber daran liegen, dass die Pächter die aus Nordamerika eingewanderte Giftpflanze nicht erkennen. Deshalb rät der Fachberater, in Zweifelsfällen Fotos anzufertigen und den Vereinsvorstand zu informieren. Ambrosia artemisiifolia, das Beifußblättrige Traubenkraut, wird etwa 80 Zentimeter hoch. Es ähnelt etwas der Studentenblume (Tagetes), ist jedoch feingliedriger, gibt Gerhard Langer eine Bestimmungshilfe. Ihre Stängel sind behaart. Da die Pflanze schwere Verbrennungen und durch ihre Pollen Allergien an Augen und Atemwegen auslösen kann, empfiehlt der Fachberater, Unkraut grundsätzlich nicht mehr mit bloßen Händen zu jäten, sondern dabei Kittel, Handschuhe und in der Blütezeit der Ambrosia sogar einen Mundschutz zu tragen. Auch jetzt im Herbst bestehe noch Vergiftungsgefahr. Herausgerissene Ambrosiapflanzen dürften keineswegs auf den Komposthaufen, man sollte sie mit dem Spaten zerkleinern und in Plastbeuteln entsorgen.
Im Umweltausschuss der Stadtverordnetenversammlung war die von der giftigen Pflanze ausgehende Gefahr im Frühjahr noch als gering eingeschätzt worden. Ein von der Linkspartei eingebrachter Antrag auf umfassende Kontroll- und Bekämpfungaktionen wurde abgelehnt. Bis dahin war die Giftpflanze in Einzelexemplaren an neun Standorten im Stadtgebiet entdeckt worden. Der Ausschuss einigte sich darauf, das Problem durch eine verstärkte Information der Bevölkerung anzugehen. Dazu liegen im Bürgerservice des Stadthauses Broschüren und Faltblätter aus. Wer eine Ambrosia findet, kann bei Zweifeln an der Artbestimmung den Bereich Stadtgrün oder die Untere Naturschutzbehörde konsultieren Nach Auskunft des Landesumweltamtes tritt Ambrosia vor allem in Südbrandenburg und in den westlichen Teilen des Landkreises Potsdam-Mittelmark auf. Die Entwicklung wird durch ein so genanntes Monitoring überwacht. Dessen Ergebnisse werden auch in der Potsdamer Stadtverwaltung ausgewertet, um daraus gebenenfalls Bekämpfungsaktionen abzuleiten. E.Hoh
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