
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Verkehr in der Innenstadt behutsam verringern
Anwohnerdiskussion: Bessere Wegweisung, mehr Ruhepole, bessere Aufenthaltsqualität gefordert
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Innenstadt - Die Einschränkung des Autoverkehrs in der Innenstadt stößt nicht mehr auf so vehemente Ablehnung wie vor Jahren. Zwar haben sich noch drei Viertel der Angesprochenen bei einer Befragung durch den Sanierungsträger Stadtkontor gegen eine autofreie Innenstadt ausgesprochen, doch bei der Zusammenkunft des SPD-Ortsvereins Mitte-Nord am Donnerstagabend ging bei diesem Thema schon niemand mehr auf die Barrikaden. Die Ansicht, die Innenstadt könne ohnehin nicht mit dem Sterncenter und seinen Parkdecks konkurrieren, fand stattdessen große Zustimmung. So etwas zu versuchen sei der falsche Ansatz, die City müsse die Aufenthalts- und Einkaufsqualitäten durch andere Angebote stärken, hieß es. Die Ausweitung autofreier Zonen dürfe aber nur langsam vonstatten gehen, wurde man sich einig. Brachialgewalt bringe nichts, langsame Gewöhnung dagegen eine Menge. Der SPD-Ortsverein hatte wegen der Brisanz des Themas zahlreiche Gäste, unter ihnen auch der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Innenstadt Potsdam (Agip), Wolfgang Cornelius.
Der Fachbereichsleiter Stadterneuerung und Denkmalpflege Oliver Graumann erklärte, dass die Zahl der Innenstadtbewohner nach 2000 erheblich gestiegen sei und mit ihr leider auch die der Autos. Letzteres geschehe jedoch nicht mehr so rasant wie in den Nachwendejahren. Um die City gebe es inzwischen einen Ring von Parkhäusern, die aber nicht zufriedenstellend ausgelastet seien. Dort Dauerparkplätze anzumieten und dabei sogar Rabatte auszunutzen, wie es die Agip beim Karstadt Parkhaus tat, habe privat keine Schule gemacht, so Cornelius. SPD-Mitglied Pete Heuer fand es erfreulich, dass der Radverkehr enorm zugenommen habe und sich die Wahrnehmung der City dadurch verändere. Man müsse Gewohnheiten „stückweise aufbohren“, verlangte er.
Graumann verwies darauf, dass die jetzige Stadtmitte bald Konkurrenz durch die alte Mitte bekommen werde. Etwa 2000 Quadratmeter Handelsfläche will die Stadtentwicklung dort zulassen. Als Spitzengewerbemiete in der Brandenburger Straße nannte Graumann 75 Euro pro Quadratmeter, in den Seitenstraßen läge sie bei 8 bis 25 Euro. Restaurants und Cafés hätten sich in der City gut etabliert, der Handel suche Nischen, Elektro und Antiquitäten seien zurückgegangen.
Um den Autoverkehr wenigstens teilweise aus den Straßen zu bekommen, wurde eine bessere Wegweisung zu den Parkhäusern, eventuell durch Markierungen auf dem Straßenbelag und die Ausweitung autofreier Zonen gefordert. Weder Graumann noch der Geschäftsstraßenmanager von Stadtkontor, Jan Kickinger, konnten sich mit Einbahnstraßenregelungen anfreunden. Die würden den Verkehr nicht mindern, sondern eher beschleunigen, sagte Graumann. Die Ausweitung autofreier Zonen hielt er jedoch für möglich. Er nannte das Beispiel der Kreuzung Mittel-/Benkertstraße. Dort seien zwar die Holzbalken als Parksperren auf Kritik gestoßen, nicht aber die Regelung an sich. Leider fand der Versuch keine verbesserte Fortsetzung. Trotzdem nannte die Einzelhändlerin Petra Walter-Streitz das Experiment nachahmenswert auch an den Kreuzungen der Gutenbergstraße. Manuela Sissakis ging noch einen Schritt weiter und forderte eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der City ein. Es fehlten Ruhepole, Sitzangebote auf den Plätzen und die Möglichkeit, beim Flanieren auch mal eine Pause einzulegen.
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