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Weiter Baustelle. Eine Dresdener Steinmetzfirma hat das Sanierungsprojekt Kolonnaden beendet.

© Andras Klaer

Von Erhart Hohenstein: Verlassene Kolonnaden

Dresdener Unternehmen stellte die Leistungen für die Schlösserstiftung ein

Stand:

Mit einer Bauabnahme und einer sogenannten „Leistungsfeststellung“ beendete die Dresdener Schubert Steinmetz und Steinbildhauer GmbH am Mittwoch ihre Mitarbeit an der Restaurierung der Kolonnaden gegenüber dem Neuen Palais. Das Unternehmen wird die noch ausstehenden Arbeiten nicht mehr ausführen. Dabei handelt es sich um die die Restaurierung des letzten Gurtbogens der nördlichen Säulenreihe und ihrer Balustrade. Diese Arbeiten haben einen Anteil von etwa 250 000 Euro an dem im Jahr 2009 erteilten 1,5-Millionen-Auftrag.

Die Stiftung habe sein Unternehmen wie auch andere an der Sanierung beteiligte Betriebe ungerechtfertigt für zeitliche Verzögerungen verantwortlich gemacht, erklärte Firmenchef Sven Schubert. In diesem Zusammenhang erhob er Vorwürfe gegen die Baudirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Das von der Stiftung beauftragte Berliner Ingenieurbüro CRP, dessen Chef Thomas Schrepfer ein langjähriger Bekannter von Stiftungs-Baudirektor Alfons Schmidt sei, habe die Planung für das ursprünglich auf 11 Millionen Euro geschätzte Vorhaben nicht im Griff. Teilweise sei sein Unternehmen mit Leistungen beauftragt worden, für die noch nicht einmal die notwendigen Vorarbeiten, ausgeschrieben worden seien. Nun versuche die Stiftung als Bauherr, für diese Fehler die Vertragspartner haftbar zu machen. Die Auftragsvergabe an CRP, die nicht nur die Planung, sondern auch die die Bauleitung einschloss, war schon von Anfang an bei Experten auf Verwunderung gestoßen.

Das Büro habe zu diesem Zeitpunkt keinerlei Erfahrungen auf dem Gebiet der Natursteinrestaurierung gehabt, sagt Schubert. Zudem erschwere die Verquickung von Planung und Bauleitung die Kontrolle der erbrachten Leistungen. Einige Planungen seien fachlich mangelhaft ausgeführt worden. Die Schubert GmbH habe zusätzliche Gerüste gestellt und für 60 000 Euro ein Hebezeug bauen lassen, um die Arbeiten überhaupt ausführen zu können.

Aus diesem schwierigen Weg seien zwangsläufig Zeitverzögerungen entstanden, die nun der Schubert GmbH, aber auch anderen an der Sanierung beteiligten Firmen angelastet werden sollen. So wurden dem Dresdner Unternehmen statt 170 000 Euro für die letzte Bauetappe nur 18 000 Euro angewiesen. Darauf lasse er sich nicht ein, erklärte Sven Schubert, und habe deshalb den Vertrag gekündigt. Seine Steinmetzfirma hat durch Arbeiten unter anderem am Dresdner Zwinger, an der Brühlschen Terrasse, am Neuen Museum in Berlin, dem Schweriner Schloss und Kloster Neuzelle hohe Reputation erworben.

Im Gegenzug ist auch eine Kündigung seitens der Schlösserstiftung ausgesprochen worden. Auf PNN-Anfrage erklärte Pressesprecher Ulrich Henze: „Inhaltlich äußern wir uns derzeit nicht zu dem Fall“. Da die Stiftung die Sanierung der Kolonnade am Neuen Palais mit öffentlichen Geldern finanziere, sei sie „verpflichtet, auf die Einhaltung von geschlossenen Verträgen mit Dritten zu achten und gegebenenfalls im Sinne der rechtlichen Vereinbarungen zu handeln“. Das sei in dem betreffenden Fall geschehen. Diese Konstellation wird einen Rechtsstreit zwischen den Parteien nach sich ziehen. Die Restarbeiten im Nordbereich der Kolonnaden wurden nach PNN-Informationen bereits neu ausgeschrieben. Auf die Übergabe zumindest des restaurierten Mittelteils zum 300.Geburtstag Friedrichs II. im Januar 2012 soll dies keine Auswirkungen haben. Dagegen ist die Gesamtfertigstellung der Kolonnaden nunmehr erneut, jetzt auf das Jahr 2013, verschoben worden. Neben den Kolonnaden sind auch die anderen zum 300. Geburtstag des bedeutendsten Preußenkönigs vorgesehenen Maßnahmen ins Stocken geraten. So wird es trotz der mit Bundes- und Landesmitteln finanzierten personellen Aufstockung der Bauabteilung 2012 zum Friedrich-Jubiläum am Neuen Palais weder ein modernes Besucherzentrum noch eine gastronomische Betreuung der Touristen durch eine neu errichtete Gaststätte geben.

Erhart Hohenstein

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