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Links und rechts der Langen Brücke: Verlässlich unverlässlich

Sabine Schicketanz über die Uneinigkeit um die Garnisonkirche

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Einig ist man sich in Potsdam kaum einmal. So uneinig wie über die Garnisonkirche ist aber auch Potsdam sich nur selten. Sehr selten. Der Wiederaufbau des Gotteshauses mit der schwierigen Geschichte ist hoch umstritten. Daran ändert auch selektive Wahrnehmung nichts: Mal wähnen sich die Befürworter, mal die Gegner des Vorhabens auf der Seite mit der größeren Unterstützung. Klar ist: Einhellig wird Potsdam nie für oder gegen die Kirche stehen. Allerdings tendieren die Befürworter aus Fördergesellschaft und Stiftung Garnisonkirche regelmäßig dazu, selbst wohlwollendste Beobachter zu verschrecken.

Der Grund: Auch wenn das Stiftungskuratorium hochkarätig besetzt ist, die Fördergesellschaft seit Jahren arbeitet, hat man sich offenbar bisher nicht auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner der Konditionen des Wiederaufbaus verständigen können. Zwei Beispiele: Jahrelang versichern Protagonisten und Politik, es würden keine öffentlichen Gelder für den Wiederaufbau verwendet. Doch plötzlich Ende März dieses Jahres der Schwenk: Ein Drittel der Baukosten für die gesamte Kirche, also rund 33 Millionen Euro, könne die öffentliche Hand übernehmen, hieß es da von der Stiftung. Freilich folgten darauf gleich eine Handvoll Dementi auch aus den eigenen Reihen, lehnten Land, Stadt, Kirche und Stadtpolitik die öffentliche Förderung ab. Doch es bleibt der Eindruck: Mit einer Stimme sprechen die Garnisonkirchen-Befürworter nicht.

Ähnlich verhält es sich beim Thema Versöhnungszentrum: Noch zur Grundsteinlegung für den Wiederaufbau am 14. April 2005, dem 60. Jahrestag der Bombardierung Potsdams, bei der auch die Garnisonkirche schwer beschädigt wurde, war der Vorsitzende der englischen Nagelkreuzgemeinschaft, Canon Stuart Beake, zum Festakt geladen. Die Nagelkreuzgemeinschaft beruht auf dem Nagelkreuz von Coventry als christliches Symbol für die völkerweiten Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg. In dieser Gemeinschaft ist die Stiftung Garnisonkirche seit 2004 Mitglied – als internationales Versöhnungszentrum. Dass die Kirche dies nach ihrem Wiederaufbau gar nicht mehr werden soll, hat diese Woche der neue Chef der Fördergesellschaft verkündet – fast nebenbei. Die internationale Versöhnungsarbeit sei zu aufwendig, so die Begründung. Damit agiert die Fördergesellschaft nicht nur gegen die Beschlüsse der Potsdamer Stadtpolitik. Sie stößt auch jene vor den Kopf, die sich seit 2005, seit der Grundsteinlegung, darauf verlassen, dass die Kirche als Versöhnungszentrum wiederersteht.

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