Landeshauptstadt: Verlorener Nachthimmel
Das Planetarium im Astrojahr / Schwerpunkt „Astronomie und Schule“
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1913 war die Berliner Sternwarte an den Rand des Parks Babelsberg umgezogen, da der durch die Lichter der Großstadt aufgehellte Nachthimmel keine Sternbeobachtungen für die wissenschaftliche Astronomie mehr zuließ. Längst hat aber auch Potsdam seinen dunklen Nachthimmel verloren. Die Teleskope werden heute von siedlungsfernen Gebirgsmassiven in Asien oder Südamerika aus ins Weltall gerichtet.
2009, im Internationalen Jahr der Astronomie, wird es Versuche geben, durch Ausschalten aller Lichtquellen kurzzeitig auch über Städten den Nachthimmel als Kulturgut zurückzugewinnen. Für die Jenaer Innenstadt wurde das schon ausprobiert. Potsdam nimmt an dieser Aktion nicht teil, erklärte der Leiter des Urania-Planetariums, Rolf König. Für die Landeshauptstadt sei angesichts der starken Aufhellung ein solcher Versuch sinnlos.
Dennoch wird das Planetarium im von der Unesco ausgerufenen Jahr der Astronomie ein umfangreiches Programm anbieten, das mit Beobachtungstagen im Volkspark und erstmals auch auf dem Bassinplatz verbunden ist. So wird Anfang April Galileo Galilei ins rechte Licht gesetzt, der 1609 - vor 400 Jahren - mit systematischen Himmelsbeobachtungen begann. Dieses Jubiläum war neben der im selben Jahr erschienenen „Astronomia Nova“ von Johannes Kepler der Anlass für die Ausrufung des Jahrs der Astronomie.
Den Himmelsbeobachtungen unter dem Motto „100 Stunden Astronomie“, bei dem das Planetarium mit dem Potsdamer Exploratorium zusammenwirkt, folgen Veranstaltungen zu historischen Sternwarten, in Potsdam die erste bereits am 8. März. „Mit dem Großen Refraktor, dem Astrophysikalischen Institut und der Sternwarte Babelsberg, der Radioastronomie in Tremsdorf, dem Planetarium und mehreren Schul- und Amateursternwarten nimmt unsere Region in Deutschland eine Spitzenstellung bei astronomischen Einrichtungen ein“, sagt Rolf König. „Dies ist den meisten Potsdamern gar nicht bewusst.“
Dieser hohe Rang werde auch darin deutlich, dass die deutsche Astronomische Gesellschaft ihre Jahrestagung 2009 im September in Potsdam veranstaltet. Der Blick in die Geschichte wird Veranstaltungen über den Volksastronomen Bruno H. Bürgel einschließen. Rolf König hofft, dass er dann im Exploratorium auch Bürgels vier Meter langes und sieben Zentner schweres Fernrohr zeigen kann, wofür im Planetarium der Platz nicht ausreicht.
Im letzten Quartal setzt das internationale astronomische Jahr den Schwerpunkt auf „Astronomie und Schule“, wegen der Reduzierung oder dem gänzlichen Wegfall des Unterrichts in diesem Fach ein auch in Potsdam und im Land Brandenburg heiß diskutiertes Thema. König geht mit dem Planetarium eher pragmatisch an dieses Problem heran. Zum einem hat er gerade für die kleineren Schüler fantasiereiche spielerische Programme entwickelt, so eines Flugs zum Planeten Mars, der von den Kindern Kathi und David in einer selbst gebauten Rakete gestartet wird.
Für Helmholtz-Gymnasiasten konnte er eine Wochenstunde Astronomie-Unterricht installieren und für eine demnächst zu gründende Schul-Arbeitsgemeinschaft einen Kreis junger Leute um sich scharen. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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