
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Verlustgeschäft Schinkelhalle
Verkauf der Schinkelhalle in der Schiffbauergasse gestoppt / Stadt könnte selbst Leitung übernehmen
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Innenstadt - Die Schinkelhalle in der Schiffbauergasse ist ein Verlustgeschäft für den Sanierungsträger Potsdam GmbH: Nach PNN-Informationen wurden im vergangenen Jahr etwa 21 500 Euro durch Vermietungen eingenommen – dem stehen rund 32 500 Euro Betriebskosten gegenüber. Die Zukunft der Halle ist dabei weiter unklar: Anfang Juli hatte die Stadt den geplanten Verkauf der Schinkelhalle gestoppt, nach PNN-Informationen erwägt die Stadt nun, die Halle entweder selbst zu betreiben oder eines ihrer Unternehmen damit zu betrauen.
Im Jahr 2011 hatte es gerade einmal ein Dutzend Veranstaltungen in dem 728 Quadratmeter großen Gebäude gegeben, die letzte Veranstaltung in der Schinkelhalle – ein Firmenevent einer Bank – fand am 12. Juli statt, die nächste wird das China-Festival vom 22. bis 29. August sein. Auch die im Februar 2012 eingestellte Suche nach einem Betreiber für das gesamte Kulturareal Schiffbauergasse war maßgeblich daran gescheitert, dass der zukünftige Betreiber den Zuschlag nur bekommen konnte, wenn er auch die Schinkelhalle gekauft hätte.
Die Stadtverwaltung sieht in dem Gebäude dennoch viel Potenzial: „Die Schinkelhalle ist ein zentraler Ort an der Schiffbauergasse“, sagt Pressesprecher Markus Klier. „Durch die große Fläche und die räumliche Verbindung zum Kunstraum könnte sie zu einem ‚Frequenzbringer' für das Areal werden, zum Beispiel über Ausstellungen.“
„Es ist eine wirklich schöne Halle, aber sie ist sehr leer“, sagt Rico Heidler, Geschäftsführer von Trollwerk Pro, einem in der Schiffbauergasse ansässigen Veranstaltungslogistiker, der sich selbst immer wieder um eine Bespielung der Schinkelhalle bemüht. Tatsächlich habe das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1823 laut Heidler kaum Grundausstattung: Es gebe keine Stühle, keine Tische, keine Garderobe, keine Bühne und die Stromversorgung sei ungenügend.
Auch über eigene Toiletten verfügt das Gebäude nicht; Markus Klier verweist jedoch auf sanitäre Anlagen im Foyer zwischen der Schinkelhalle und dem Kunstraum Potsdam. Mehr Veranstaltungsinfrastruktur würde die Halle vermutlich attraktiver machen, doch vonseiten der Stadt gibt es keine Pläne für weitere Investitionen in das Gebäude. „Die Halle ist zunächst so, wie sie ist, nutzbar“, sagte Stefan Meyer, Sprecher der städtischen Pro Potsdam, zu der der Sanierungsträger gehört. Um die Halle aber zu einem „Frequenzbringer“, also einem Publikumsmagneten zu machen, müsste auch die Nutzung der Schinkelhalle überdacht werden, so Rico Heidler: „Die Halle eignet sich besonders für große Veranstaltungen, die über die Schiffbauergasse hinausgehen.“ Das könnten auch gewerbliche Nutzungen, Kongresse oder Ärzte-Tagungen sein. „Man muss versuchen, andere Publikumsschichten zu gewinnen“, findet Heidler.
Welche Kosten es verursachen würde, wenn die Schinkelhalle in den Zuständigkeitsbereich der Stadt oder eines städtischen Unternehmens gehen würde, ist ebenso unklar wie der eigentliche Wert der Halle selbst. Sollte die Halle nicht verkauft werden, müsse die Stadt die Kosten tragen, hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) 2010 geäußert. Verkauft werden sollte die Halle eigentlich für rund 890 000 Euro, obwohl zum Zeitpunkt der Ausschreibung am 1. April 2011 kein Verkehrswertgutachten vorgelegen hatte.
Für Rico Heidler liegt das Hauptproblem derzeit vor allem darin, dass die Verantwortlichkeiten für die Schinkelhalle unklar seien. „Das muss geklärt werden und dann wird der Markt entscheiden, was die Halle wert ist.“ Vielleicht, so Heidler, lohne sie sich auch nur als Lager.
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