
© Manfred Thomas
Sinterklaas-Fest in Potsdam: Vermisst: Sinterklaas und seine Helfer
Das Sinterklaas-Fest ohne Sinterklaas und die umstrittenen "Zwarte Pieten" enttäuschte manche Besucher. Allerdings sollen die Figuren im kommenden Jahr wieder auftreten, planen die Organisatoren.
Stand:
Potsdam - Im Advent kommt Sinterklaas über das Meer gefahren, hält mit seinem Schiff in Potsdam, reitet auf einem Schimmel ins Holländerviertel und verteilt dort mit seinen Helfern, den „Zwarten Pieten“, Süßigkeiten. So lief das vom Förderverein zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam veranstaltete Sinterklaas-Fest in den vergangenen Jahren stets ab – besonders bei Kindern war das ein beliebtes Spektakel.
Dieses Jahr fand das Sinterklaas-Fest in Potsdam jedoch erstmals ohne seinen Namensgeber statt, vor allem aber ohne die „Zwarten Pieten“: Die schwarz angemalten Helfer hatten immer wieder Rassismus-Vorwürfe und Proteste ausgelöst. Nachdem auch die Stadtverwaltung mit Verweis auf das Antidiskriminierungs-Gesetz die Förderung dafür gestrichen hatte, verzichteten die Organisatoren dieses Jahr auf die Figuren.
Extra wegen der "Zwarten Pieten" nach Potsdam gekommen
„Schade“, „Idiotisch“ und „Es fehlt etwas“ – das waren die häufigsten Reaktionen von Besuchern, die das „Niederländische Adventsfest“, wie es nun neutral heißt, am Sonntag besuchten. Viele wussten gar nicht, dass es diesmal keinen Sinterklaas mit „Zwarten Pieten“ gibt. „Ich bin extra deswegen heute hergekommen“, sagt Susanne Mansel enttäuscht. Die Berlinerin findet die Figuren nicht rassistisch, sondern niedlich. „Das ist genauso ein Quatsch wie mit den Negerküssen“, sagte sie. „Schokoküsse, bitte!“, korrigierte umgehend eine Mitarbeiterin des Glühweinstands, an dem Mansel gerade stand.
Auch bei den zahlreichen niederländischen Händlern und Handwerkern wurden der Sinterklaas und seine Helfer vermisst: „Wir werden von vielen Besuchern gefragt: Wo ist der Sinterklaas? Er fehlt uns auch“, sagte Roland Kreunen, der in den vergangenen Jahren selbst als „Zwarter Piet“ aufgetreten war, 2014 in abgeschwächter Form mit Ruß-Streifen im Gesicht. „Es ist schade, dass es nicht so sein kann, wie es sein sollte.“ Dennoch: Die Stimmung sei gut, am Samstag seien ebenso viele Besucher gekommen wie in den letzten Jahren, so Kreunen: „Aber es waren weniger Kinder da.“
Organisator Göbel: "Es fehlt etwas"
Am Sonntag war es zunächst etwas leerer als am Vortag: Neben dem kalten Regen hatten die Organisatoren anfangs mit heftigen Sturm-Böen zu kämpfen, wodurch mehrere Stände umgeweht worden waren und es zu Stromausfällen gekommen war. Am Nachmittag hingegen lauschten viele Besucher bei trockenem Wetter der holländischen Blaskapelle, genossen am offenen Feuer gebackene „Kniepertjes“-Honigwaffeln, schauten Korbmachern oder Holzschuh-Schnitzern in traditionellen Trachten bei der Arbeit zu oder spielten eine Runde „Sjoelbak“, ein niederländisches Brettspiel.
Dazwischen immer wieder zu sehen: Hans Göbel, der geschäftig zwischen den Ständen hin und her lief, die Strom-Probleme beseitigte und sich mit seinem Team absprach. Der Vorsitzende des Fördervereins bestätigte, dass die Stimmung gut sei, aber: „Es fehlt etwas. Es ist ein schönes Fest, aber es ist nicht ganz rund.“
"So krass wie hier ist es nur in Potsdam"
Rein finanziell hätte der Verein das Sinterklaas-Fest durchaus so wie immer durchführen können, trotz Streichung der Fördergelder: Im Vorfeld hatte ein Potsdamer Geschäftsmann 14 000 Euro Spenden gesammelt. Doch es liege nicht nur am Geld, sagte Göbel, sondern an der großen Kontroverse: „Viele andere Städte machen schließlich auch ein Sinterklaas-Fest mit ,Zwarten Pieten’ – so krass wie hier ist es nur in Potsdam.“ Er habe viele Reaktionen bekommen, so Göbel, bei den meisten herrsche Unverständnis: „Es haben mich auch einige Politiker angesprochen, die meinten, es sei irre, was hier abläuft.“ Daher wolle der Verein „auf jeden Fall versuchen, das Fest nächstes Jahr wieder mit den Figuren zu machen“, kündigte Göbel an.
Ruhig blieb es am gestrigen Sonntag bei den Einzelhändlern im Holländischen Viertel und der Innenstadt: Während am zweiten Advent 29 Händler trotz Verkaufsverbot ihre Läden geöffnet hatten – was das Ordnungsamt auch ahndete – waren die Kontrolleure nach Angaben der Stadtverwaltung am gestrigen dritten Advent gar nicht unterwegs. Man reagiere auf Beschwerden, hieß es – und es habe keine gegeben. (mit Henri Kramer)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: