Landeshauptstadt: Vermitteln bei Zickenalarm und Keile Senioren arbeiten als Mediatoren an Schulen
Mittagspause an einer Potsdamer Grundschule. Zwei Jungen aus der 5.
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Mittagspause an einer Potsdamer Grundschule. Zwei Jungen aus der 5. Klasse schubsen und beschimpfen sich auf dem Schulhof. Ingeborg Bresgott klärt den Konflikt. Obwohl sie keine Lehrerin ist, hat sie es geschafft, dass die beiden Streithähne nun Freunde sind. Die 70jährige Seniorin ist eine von bundesweit 480 aktiven Rentnern, die sich als Mediatoren ehrenamtlich an Schulen engagieren. Über den Verein Seniorpartner in School e.V. (SiS) wurde die Potsdamerin ausgebildet, in Konfliktsituationen mit Kindern und Jugendlichen eine Lösung zu finden.
Jetzt stehen sie und ihre Potsdamer Teamkollegen an zwei Tagen in der Woche als Ansprechpartner in der Potsdamer Karl-Foerster-Grundschule zur Verfügung. Mit einer einfachen Methode dringen sie zu den Kindern durch: „Wir hören zu und stellen Fragen, ohne den Kindern eine Lösung des Konflikts vorzugeben“, erklärt die Seniorin. Es gehe darum, den Kindern Aufmerksamkeit und Gehör zu schenken, damit sie ihre Befindlichkeiten mitteilen können. Eine wichtige Regel dabei sei die Schweigepflicht, damit Kinder die Mediatoren als Vertrauenspersonen annehmen.
Diese Art der Schulmediation ist etwa sieben Jahre alt. Die Berlinerin Christiane Richter hatte die Idee und zeichnet für den Aufbau des Vereins verantwortlich, der an über 120 Schulen bundesweit tätig ist und vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. In Brandenburg ist das Netz in den neuen Bundesländern bereits am besten ausgebaut. An 16 Schulen unter anderem in Potsdam, Neuruppin, Wusterhausen, Oranienburg, Frankfurt (Oder), Teltow, Brück und Brandenburg/Havel sind die Seniorpartner aktiv, sagt Projektleiterin Ulrike Cantner. Allein an 5 der 6 beteiligten Potsdamer Grundschulen haben die 14 Streitschlichter an 250 Einsatztagen etwa 300 Kinder erreicht, fasst Ulrike Cantner die Mediationsarbeit des vergangenen Schuljahres zusammen. „Dabei nahmen knapp zwei Drittel Jungen die Gesprächsangebote wahr.“ Das sei nicht ungewöhnlich, da es ihnen oft schwerer fällt, Probleme oder Gefühle zu artikulieren. Vom Einsatz der Rentner profitieren nicht nur die jungen Streithähne, sondern die gesamte Schule. Die Potsdamer Karl-Foerster-Grundschule will gar nicht mehr auf die Seniorpartners verzichten: „Für das Konfliktmanagement an der Schule sind die Seniorinnen unverzichtbar geworden“, sagt die ehemalige Schulleiterin Maria Zinckernagel. Auch die Senioren selbst sind begeistert: „Ich möchte die Arbeit nicht missen“, sagt Ingeborg Bresgott, die selbst 12 Enkel hat. Es sei faszinierend zu erfahren, was in den Kindern vorgeht und worüber sie sich sorgen. Beatrice George
Beatrice George
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