Von Henner Mallwitz: Verpatzter Auftakt
Turbine Potsdam unterlag zum Saisonauftakt der Frauenfußball-Bundesliga dem FC Bayern München mit 0:3
Stand:
Am Ende hatten die zehn Fans im Gästefanblock die übrigen 1269 bei weitem überstimmt und sangen „Ihr seid nur ein Notstromaggregat.“ Salz in die Wunden des 1. FFC Turbine Potsdam. Vor heimischem Publikum im Karl-Liebknecht-Stadion musste sich der Dritte der vergangenen Saison dem FC Bayern München mit 0:3 (0:2) geschlagen geben und verpatzte somit gründlich den Start in die neue Spielzeit der Frauenfußball-Bundesliga.
„Außer Anja Mittag und zumindest phasenweise Isabel Kerschowski hat heute keine meiner Spielerinnen ihr wahres Leistungsvermögen gezeigt“, urteilte Turbine-Coach Bernd Schröder nach dem Spiel und zeigte sich vor allem von seinen beiden Führungsspielerinnen enttäuscht. „Die Leistung von Jennifer Zietz als Kapitän und von Viola Odebrecht ließ mehr als zu wünschen übrig.“
Vor allem die Dreierababwehrkette als neue Spielidee des Trainers mit Monique Braun, Babett Peter und Carolin Schumski erwies sich offensichtlich als Fehlbesetzung. Zu löchrig und unentschieden agierte die Abwehr mit den beiden Zweitligaspielerinnen Braun und Schumski, und so ließ das 0:1 nur bis zur 7. Minute auf sich warten – Nina Aigner traf ins rechte obere Eck.
Auch vor dem zweiten Bayern-Treffer ließ sich die Turbine-Abwehr ausspielen: Bianca Rech spielte Julia Simic an, und die trifft unhaltbar für Potsdams Torfrau Desirée Schumann. Und schließlich fehlende Absprachen abermals im Strafraum, was Bayerns Neuzugang Melanie Behringer – die zuvor mit dem Ball schneller war als Viola Odebrecht ohne – eiskalt zum 0:3-Endstand ausnutzte.
Schröder reagierte erst spät, nahm Braun und Schumski in der Halbzeitpause aus dem Spiel und brachte dafür Essi Sainio und Carolin Schiewe – allerdings auch ohne sichtlichen Erfolg. „Ich wollte den jungen Spielerinnen erst noch eine Chance geben und nicht gleich wechseln“, so der Trainer. „Denn so etwas wirkt sich nie positiv aufs Selbstbewusstsein aus.“
Auch die Gastgeberinnen hatten zwar ihre Chancen – wie etwa Anja Mittag in der 38. Minute, als Bayerns Torfrau Ulrike Schmetz noch an den Ball kam, oder Isabell Kerschowski, die aus der Drehung nur den Pfosten des Bayerntores traf. Insgesamt war das aber deutlich zu wenig. „Wir haben heute einfach nicht ins Spiel gefunden, waren zu weit weg von den Gegenspielerinnen“, so ein enttäuschter Turbine-Coach, der dennoch anregte, das erste Spiel der Saison nun nicht als Maß der Dinge zu nehmen.
Sein Trainerkollege Günther Wörle, dessen Tochter Tanja als Neuzugang gleich zum Einsatz kam, war anfangs sogar skeptisch. „Ich bin nicht mit großem Optimismus nach Potsdam gefahren“, gab er zu. „Wir haben die letzten beiden Vergleiche zwar gewonnen, aber die Statistik sieht sonst anders aus. Und nun haben wir gegen Potsdam erstmals zu Null gespielt.“ Zum Saisonende, so der Wunsch des Bayerntrainers, solle seine Mannschaft den Turbinen den dritten Platz streitig gemacht haben.
1. FFC Turbine Potsdam: Schumann; Braun (46. Sainio), Peter, Schumski (46. Schiewe); Odebrecht, Zietz; Isabel Kerschowski, Kaurin, Schmidt; Wich, Mittag.
Henner Mallwitz
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: