Landeshauptstadt: Verregneter Schönwetterbesuch
In der Meierei beendet der Kanzler seinen Landestag: Die Touristen jubeln, der Ministerpräsident geht auf Konfrontationskurs Sein Bier muss Jann Jakobs allein austrinken. Nur auf einen Handschlag, ein Prost und einen Schluck des süffigen Maibocks war der Kanzler stehen geblieben.
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In der Meierei beendet der Kanzler seinen Landestag: Die Touristen jubeln, der Ministerpräsident geht auf Konfrontationskurs Sein Bier muss Jann Jakobs allein austrinken. Nur auf einen Handschlag, ein Prost und einen Schluck des süffigen Maibocks war der Kanzler stehen geblieben. Doch Potsdams Oberbürgermeister nimmt es nicht übel. In der königlichen Teestube der Meierei, in der einst Friedrich Wilhelm II. den Blick über den Jungfernsee genoss, wartet schließlich das Arbeitsmittagessen auf den Regierungschef. „Und Schröder weiß Potsdam ja zu schätzen“, sagt Jakobs. „Allerdings war er bisher nur bei Sonnenschein hier.“ Ausgerechnet jetzt, beim von der CDU als Schönwetterbesuch gescholtenen Brandenburg-Landestag des Kanzlers, tröpfelt es aus grauem Himmel. Was Gerhard Schröder nicht davon abhält, trotzdem Schönwetter zu machen. Aber dazu wird er auch geradezu genötigt. Denn vorm Schloss Cecilienhof, zu dem der Kanzler mit Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck nach Kalbsschnitzel, Beelitzer Spargel und einem Glas Weißwein – Vorspeise und Dessert hat Schröder sich gespart – zu Fuß marschiert, haben sich die Touristen bereits zum Spalier formiert. Von Politikmüdigkeit und schlechten Umfragewerten ist hier nichts zu spüren. Selbst die Gruppe alter Damen aus Heidelberg bricht ungeachtet aller Rentenreformen beim Anblick des Kanzlers in kollektives Juchzen aus – jede will ihn einmal anfassen, fotografieren, ihm die Hand schütteln. „Wenn ich achtzehn bin, dann wähle ich Sie“, verspricht ein Junge aus Stuttgart, mit seiner Realschulklasse gerade auf Abschlussfahrt, nachdem Schröder ihm die Hand gereicht hat. „Der ist cool, der Kanzler, den wähle ich wirklich“, findet der Stuttgarter: „Forever SPD.“ Das hätte der Regierungschef bestimmt gern auch noch gehört, denn drinnen im Schloss warten unangenehme Themen. Ja, für die Verkehrsanbindung des Großflughafens Schönefeld hat der Bund rund 200 Millionen Euro locker gemacht, aber bei der Pressekonferenz bringt das niemanden zum Jubeln. Stattdessen muss Schröder erklären, warum er mit Ludwigsfelde, Teltow und Potsdam den Speckgürtel besucht, und nicht die leidenden Randregionen. Was er geschickt tut: Er wolle Brandenburgs Wachstumskerne zeigen, damit die Investoren gern kämen. Wenn die CDU das verhindern wolle . Und außerdem: „In Brandenburg ist die CDU ja nicht mal Opposition.“ Dafür hat Schröder offensichtlich von Ministerpräsident Platzeck Gegenwehr bekommen. In Sachen Bombodrom in Wittstock habe man sich nicht geeinigt, sagt Schröder. Mit Verve habe Platzeck seinen Standpunkt vertreten, aber den Konflikt werde man fair austragen, „ohne dass ich ihm je die Freundschaft aufkündigen würde“. Platzeck wirkt da kühler. Er versichert nur, die Bombodrom-Debatte werde nicht zerstören, „was ansonsten da zwischen uns ist“. Und hat es so eilig, dass er noch vor dem Kanzler Cecilienhof verlässt.
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