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Landeshauptstadt: Verschenkt, übermalt, weggeworfen Bilder von Peter Wilde für Ausstellung gesucht

Wie viele Bilder sein Stiefvater gemalt hat, weiß Viet Bang Pham nicht. Vielleicht 2000, vielleicht mehr.

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Wie viele Bilder sein Stiefvater gemalt hat, weiß Viet Bang Pham nicht. Vielleicht 2000, vielleicht mehr. Er kann ihn nicht mehr fragen, weil der Maler Peter Wilde vor knapp zwei Jahren starb. Aber vielleicht hätte der es nicht einmal selbst gewusst. „Er war sehr selbstkritisch und konsequent, hat vieles, was ihm nicht mehr gefiel, radikal übermalt oder weggeschmissen, manches habe ich in seinem Auftrag eigenhändig in die Mülltonne gestopft“, sagt der junge Mann, ebenfalls Maler.

Pham und seine Mutter Kim Wilde sind nun dabei, eine Ausstellung mit Werken aus dem Nachlass Peter Wildes im Museumshaus „Im güldenen Arm“zu organisieren. Zu Lebzeiten hatte es Wilde zuletzt nicht mehr geschafft, sich um Ausstellungen zu kümmern. Es lag vielleicht auch am mangelnden Bewusstsein für die eigene Vermarktung. Dabei gab es durchaus Ausstellungen. Zuerst hingen seine Werke in Matsches Galerie-Café, dann mal bei Sperl, in der Galerie Samtleben, in Berlin und Halle. Eine posthume Werkschau habe er natürlich verdient, sagt Christian Heinze. Der Maler und Grafiker kennt Wilde seit den Sechzigern, lebte lange mit ihm und anderen in einer Art Künstler-Kommune in der Villa Rumpf, bevor Wolfgang Joop das Haus am Heiligen See für seine Firma Wunderkind kaufte. Auch Viet Bang Pham erinnert sich an diese Jahre, die die Familie dort verbrachte. „Wie Künstler eben so sind, da wurde gern mal was getrunken und die Schachtel Zigaretten am Tag musste auch sein“, sagt er. Das ungesunde, aber intensive Leben habe seinen Vater schließlich eingeholt.

Wilde stammte aus Halle, er studierte an der Potsdamer Hochschule für Kunst und Gestaltung und ging anschließend zur Defa, wurde dort zum gefragten Szenenbildner. An den alten Bildern aus Babelsberger Zeiten ist jetzt auch das Filmmuseum interessiert, „aber wie gesagt, vieles ist einfach nicht mehr da.“ Das ist jetzt auch ein Problem für Pham, der die Ausstellung vorbereitet. Gern würde er einen Eindruck von der Entwicklung des Malers, die neben der naiven auch eine abstrakte und eine Landschaftsphase beinhaltete, vermitteln. Doch aus den ersten Jahrzehnten, als Wilde sich nur in zweiter Linie als Maler sah, sind nur wenige Werke erhalten. Nun sucht er frühe Werke, um sie als Leihgabe wenigstens einmal zeigen zu können. „Er hat immer gern Bilder verschenkt, davon müsste hier in der Gegend, bei alten Freunden und Kollegen, noch einiges rumschwirren. Was allerdings in Galerien den Besitzer wechselte, ist oft in alle Winde verstreut.“ Auf den Such-Aufruf in den Medien hätten sich bereits einige Leute gemeldet. Nicht jeder ist allerdings bereit, die Kostbarkeiten heraus zu rücken.

Auch Christian Heinze hat noch zwei Bilder zu Hause. „Zwei schöne Arbeiten aus früherer Zeit, als Wilde, was er besonders gut konnte, oft kleine Alltagsszenen malte, das sprichwörtliche Volk am Tisch in einer Gartenkneipe der Berliner Vorstadt. Das ist schon was Besonderes, da hängen persönliche Erinnerungen dran.“

Pham hofft, dennoch einiges aus den frühen Phasen zeigen zu können, um dem Gesamtwerk gerecht zu werden, auch wenn es keine komplette Retrospektive werden kann: zu klein ist die Ausstellungsfläche im Museumshaus in der Hermann-Elflein-Straße. „Er hat früher seinem großen Idol Albert Ewert, einem Vertreter der Naiven Malerei, nachgeeifert“, sagt Pham. „Seine schönsten Bilder“, findet Heinze. Dann kam der große Bruch, wurde seine Malerei düster, kälter, trug surrealistische Züge. Selbst als er schon krank war, konnte er nicht aufhören zu arbeiten. Aus dieser späten Phase, sagt der Sohn, sind leider nur drei Bilder erhalten. spy

Wer noch Bilder von Peter Wilde besitzt, sollte Viet Bang Pham möglichst bald kontaktieren, Tel.: 0152-04562457.spy

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